Effekte der stationären Reha bei Pathologischem Glücksspiel

PGS_Addon_Cover_rIm Rahmen des Projektes „Katamnese-Erhebung zur stationären Rehabilitation bei Pathologischem Glücksspiel“ haben der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) und die Grüsser-Sinopoli-Ambulanz für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz positive Effekte der stationären Behandlung von Patienten mit der Diagnose Pathologisches Glücksspiel nachgewiesen (KONTUREN berichtete). Dazu wurde eine spezifische Katamnese für Glücksspielsucht entwickelt und durchgeführt. Für einen Entlassungsjahrgang (2013) mit ca. 400 Behandlungsfällen wurden in der Nachbefragung neben katamnestischen Daten auch Basis- und KTL-Daten sowie Informationen aus weiterer Testdiagnostik erhoben, um zusätzlich zu Aussagen über die Wirksamkeit der Behandlung auch eine detaillierte psychopathologische Charakterisierung dieser Patientengruppe zu ermöglichen. Aus den Ergebnissen dieser Erhebung ging eine qualitative Folgestudie (Addon-Analyse) hervor. Beide Studien wurden vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Ziel der qualitativen Addon-Analyse war die quantitative Re-Analyse sowie die qualitativ-explorative Auswertung der zuvor gesammelten Daten von Patienten, die ein Jahr nach Beendigung der stationären Maßnahme vollständige Daten zur Verfügung stellten. Es sollte insbesondere untersucht werden, welche Faktoren (Rückfallpräventionsstrategien und erlebte Veränderungsprozesse) bei den Patienten zu einer dauerhaften Aufrechterhaltung der Abstinenz führen und durch welche Charakteristiken sich Patienten mit einer fortgeführten Glücksspielteilnahme, die jedoch keine pathologischen Züge aufweist, auszeichnen. Zu diesem Zweck wurde eine Kombination von qualitativen und quantitativen Auswertungstechniken realisiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass mit etwa 40 Prozent die Mehrzahl der Patienten ein Jahr nach Behandlungsende eine Abstinenz vom Glücksspiel aufrechterhält, dass ca. 30 Prozent über Rückfälle, verbunden mit Symptomen des Pathologischen Glücksspiels, berichten und weitere 30 Prozent die Glücksspielteilnahme fortführen, hierdurch jedoch kein erneutes Auftreten der Symptome des Pathologischen Glücksspiels erleben und somit als asymptomatisch bezeichnet werden können. Im Unterschied zu rückfälligen Patienten weisen abstinente und asymptomatische Patienten eine Nachreifung zentraler Persönlichkeitsmerkmale auf, wohingegen eine deutliche Verbesserung des Funktionsniveaus unter allen Patienten auftritt.

Auf qualitativer Ebene zeigte sich, dass unter anderem soziale Unterstützung, soziale Verpflichtung, Effekte durch Nachsorgemaßnahmen sowie der Transfer von in der Therapie erlernten Techniken in den Lebensalltag nach der Behandlung funktionale Strategien darstellen, um dauerhafte Rückfälle zu vermeiden und den Behandlungserfolg aufrechtzuerhalten. Hinsichtlich der untersuchten Veränderungsprozesse, die durch die Behandlung angestoßen wurden, ist unter allen Patienten, unabhängig von deren klinischen Status bei der Nachbefragung, eine Verbesserung der Lebensqualität feststellbar. Insbesondere unter abstinenten und asymptomatischen Patienten wird zudem ersichtlich, dass eine Verbesserung sozialer Interaktionsstile, höhere Kompetenzen im Umgang mit alltäglichen Widrigkeiten und eine veränderte Perspektive auf die eigene Person mit einer Stabilität des Behandlungserfolgs in Zusammenhang stehen.

Der Abschlussbericht zur Addon-Analyse steht hier zum Download bereit.

buss, 12.05.2016