Wolfram-Keup-Förderpreis 2018 verliehen

Preisträgerin Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann (Mitte) mit Dr. Wibke Voigt, Vorsitzende des buss, und Dr. Bernd Wessel, stellvertretender Vorsitzender

Wirken computergenerierte Rückmeldebriefe besser als persönliche Beratungsgespräche? In ihrer Studie „How alcohol use problem severity affects the outcome of brief intervention delivered in-person versus through computer-generated feedback letters“ untersuchten Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann (Medizinische Fakultät TU Dresden/Universitätsmedizin Greifswald) und ihre Forschergruppe, ob Personen mit unterschiedlicher Alkoholproblemschwere unterschiedlich von persönlichen Beratungen und ressourcensparenden computergenerierten individualisierten Rückmeldebriefen profitieren. Für diese Arbeit wurden sie mit dem Wolfram-Keup-Förderpreis 2018 ausgezeichnet. Der Preis wurde bei der Eröffnung der 104. Wissenschaftlichen Jahrestagung des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) im März in Berlin verliehen. In diesem Rahmen stellte Jun.-Prof. Dr. Sophie Baumann ihre Studie in kurzen Zügen vor:

Allgemeinkrankenhauspatientinnen und -patienten im Alter von 18 bis 64 Jahren mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum (n = 961) wurden zufällig einer von drei Studienbedingungen zugeordnet:
a) persönliche Kurzberatung,
b) computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe oder
c) keine Intervention (Kontrollgruppe).

Beide Interventionen wurden direkt auf der Station sowie einen und drei Monate später übermittelt. Ergebnismaß war die Veränderung im Alkoholkonsum pro Tag nach sechs, zwölf, 18 und 24 Monaten. Der Wert des Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT-Wert) wurde als Moderator der Interventionswirksamkeit untersucht.

Es konnte festgestellt werden, dass Personen mit einem AUDIT-Wert von 8 oder weniger, die computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe erhielten, ihren Alkoholkonsum signifikant stärker reduzierten als Personen in der Kontrollgruppe (p < 0,05). Persönliche Beratungen waren bei Personen mit höherem Alkoholkonsum tendenziell wirksamer als keine Intervention, der Unterschied war allerdings nicht statistisch signifikant. Personen mit einem AUDIT-Wert zwischen 7 und 8, die Rückmeldebriefe erhielten, reduzierten ihren Alkoholkonsum nach sechs, zwölf und 18 Monaten signifikant stärker als Personen, die persönliche Beratungen erhielten (ps < 0,05). Kostengünstige computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe können also bei Personen mit einer niedrigen Alkoholproblemschwere einer persönlichen Beratung überlegen sein. Personen mit höherer Problemschwere benötigen eher ein intensiveres Beratungsangebot. Eine Zusammenfassung der Studie auf Deutsch steht auf der Website des buss zum Download bereit.

Der Wolfram-Keup-Förderpreis wird alle zwei Jahre vom Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) für eine wegweisende wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit aus der Suchthilfe vergeben und ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro ausgestattet. Er wurde dieses Jahr zum fünften Mal verliehen. Informationen über den Preis, die bisherigen Preisträger/innen und die prämierten Arbeiten finden sich auf der Website des buss (www.suchthilfe.de > Verband > Förderpreis).

Zur Jury des Wolfram-Keup-Förderpreises 2018 gehörten Dr. Wibke Voigt, Vorstandsvorsitzende des buss, die Vorstandsmitglieder Hans-Joachim Abstein, Ulrike Dickenhorst und Thomas Hempel sowie folgende externe Gutachterinnen:

  • Dr. Ursula Havemann-Reinecke, Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen, Vorstandsmitglied der DHS
  • Dr. Dunja Hinze-Selch, Chefärztin, Fachkliniken St. Marien – St. Vitus GmbH, Neuenkirchen
  • Doris Sarrazin, ehem. Referatsleiterin der LWL-Koordinationsstelle Sucht, Münster

Der nächste Wolfram-Keup-Förderpreis wird 2020 verliehen. Die Ausschreibung hierfür wird im April 2019 bekannt gegeben.

Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 03.05.2018