WHO stellt ICD-11 vor

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 18. Juni 2018 die neue „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, englisch „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“) veröffentlicht. Die ICD ist eine amtliche Diagnosenklassifikation. Sie bildet die Grundlage für gesundheitsbezogene Statistiken und das Erkennen von Gesundheitstrends weltweit. Sie beinhaltet um die 55.000 Codes für Krankheiten und Todesursachen. Damit stellt sie eine ‚gemeinsame Sprache‘ für alle Mitarbeiter/innen im Gesundheitsbereich zur Verfügung, mit der medizinische Informationen grenzüberschreitend ausgetauscht werden können.

An der ICD-11 wurde über ein Jahrzehnt gearbeitet, sie bietet gegenüber den Vorgängerversionen wesentliche Verbesserungen. Sie steht in digitaler Form zur Verfügung und soll damit benutzerfreundlicher sein. Am Entwicklungsprozess waren maßgeblich Mitarbeiter/innen aus dem Gesundheitswesen beteiligt, die an Sitzungen teilnahmen und Änderungsvorschläge einreichten. Das ICD-Team bei der WHO erhielt über 10.000 Änderungsvorschläge.

Die ICD-11 soll im Mai 2019 durch die  Weltgesundheitsversammlung (Word Health Assembly, WHA) verabschiedet werden und am 1. Januar 2022 in Kraft treten. Über den Zeitpunkt einer möglichen Einführung der ICD-11 in Deutschland sind noch keine Aussagen möglich. Die jetzt veröffentlichte Fassung ist eine Vorschau, die es den Ländern ermöglichen soll, die Anwendung der neuen ICD vorzubereiten, Übersetzungen anzufertigen und Mitarbeiter/innen im Gesundheitswesen zu schulen.

Die ICD ist ausschlaggebend für die Übernahme von Krankheitskosten durch die  Krankenkassen. Sie wird im Zusammenhang mit nationalen Gesundheitsplänen verwendet sowie von Wissenschaftlern und anderen Berufsgruppen, die sich mit Entwicklungen in Bezug auf Gesundheit, Krankheit und Tod beschäftigen und nach Wegen suchen, die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken.

Mit der neuen ICD-11 können besser als zuvor Daten erhoben werden, die sich auf die Sicherheit im Gesundheitswesen beziehen. Das bedeutet, dass Vorkommnisse, die die Gesundheit beeinträchtigen können – zum Beispiel schlechte Prozessabläufe in Krankenhäusern – identifiziert und behoben werden können.

Die ICD-11 beinhaltet fünf neue Kapitel. Unter anderem werden Bedingungen und Zustände bezogen auf die Sexualität aus Kapitel V (Psychische und Verhaltensstörungen) und Kapitel XIV (Krankheiten des Urogenitalsystems) herausgenommen und ergänzt und in einem neuen Kapitel 17 „Conditions related to sexual health“ zusammengefasst. Computerspielsucht wird als Abhängigkeitserkrankung anerkannt und – wie Pathologisches Glücksspiel – den Verhaltenssüchten („Disorders due to addictive behaviours“) zugeordnet (6C51 Gaming disorder).

Mit Hilfe des ICD-11-Browsers der WHO können sich Interessierte einen Eindruck über die Release-Fassung der ICD-11 Version 2018 verschaffen: https://icd.who.int/browse11/l-m/en

Weitere Informationen zur ICD-11 und ihren Werkzeugen bietet ein neues Portal: https://icd.who.int/

Quellen:
Pressemeldung der WHO, 18.06.2018
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), www.dimdi.de, 27.06.2018