Neue Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts zu Hepatitis C
Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli sind zwei neue Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts zu Hepatitis C erschienen: ein Themenheft der Gesundheitsberichterstattung (GBE) und ein umfassender Beitrag im Epidemiologischen Bulletin 29/2016 zur aktuellen Situation. „Infektionen mit dem Hepatitis C-Virus verlaufen in den meisten Fällen chronisch und zählen zu den wichtigsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberkrebs. Daher zählt Hepatitis C zu den wichtigen Public Health-Themen“, sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Aus dem RKI-Gesundheitssurvey DEGS ist bekannt, dass in Deutschland 0,2 bis 0,3 Prozent der Allgemeinbevölkerung chronisch mit Hepatitis C infiziert sind, ähnlich viele sind mit Hepatitis B infiziert. Damit gehört Deutschland zu den Ländern mit einer geringen Verbreitung von Hepatitis B und C in der Allgemeinbevölkerung. Es gibt jedoch stärker betroffene Gruppen: Personen, die sich Drogen injizieren, Personen mit HIV-Infektion oder Haftinsassen. Das GBE-Themenheft bietet auf rund 30 Seiten einen Überblick über Krankheitsbild, Diagnostik, Therapie, Verbreitung, Übertragungswege und Risikofaktoren, Prävention, Versorgung, Kosten sowie Aktivitäten. Das GBE-Themenheft ist online abrufbar und kann kostenlos bestellt werden (gbe@rki.de).
Die hohe Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung (Public Health) zeigt sich auch darin, dass die Weltgesundheitsorganisation im Mai 2016 auf der Weltgesundheitsversammlung die erste „Global Health Sector Strategy on Viral Hepatitis, 2016–2021“ verabschiedet hat. Im Epidemiologischen Bulletin sind die internationalen Aktivitäten ebenso dargestellt wie die nationalen. Dazu zählt insbesondere die „Nationale Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“, die vom Bundesministerium für Gesundheit und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im April 2016 vorgestellt wurde.
Das Robert Koch-Institut hat mehrere Studien durchgeführt, um die Datenlage zu verbessern: zur Morbidität, Mortalität und Krankheitslast von Hepatitis-B und -C-Infektionen und ihren Folgeerkrankungen. Derzeit wird die Publikation der Ergebnisse vorbereitet. Auch eine Auswertung der Verschreibungen antiviraler Medikamente gegen Hepatitis C ist zur Publikation eingereicht.
Das Epidemiologische Bulletin bietet darüber hinaus Informationen über die Situation der Hepatitis B und C bei besonders betroffenen Gruppen: Zu injizierenden Drogengebrauchenden gibt es aus der DRUCK-Studie des RKI neue Daten. Der Abschlussbericht, der Empfehlungen für Drogenhilfe und Ärzteschaft enthält, wurde im Juni 2016 veröffentlicht. Neue Daten gibt es auch aus einer Studie zu den Präventionsbedürfnissen bezüglich Virushepatitiden, sexuell übertragbaren Infektionen und HIV bei Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika. So war beispielsweise nur zwischen 16 Prozent (Studienstandort München) und 26 Prozent (Berlin) der Teilnehmer bekannt, dass es gegen Hepatitis C keine Impfung gibt.
Hepatitis B wird sexuell, durch Blut oder von der Mutter auf das Kind übertragen, Hepatitis C in erster Linie auf dem Blutweg. Vor einer Hepatitis B kann man sich mit einer effektiven Impfung schützen, die in Deutschland für alle Kinder und Jugendlichen und bestimmte Gruppen mit erhöhtem Risiko empfohlen ist. Eine Impfung gegen Hepatitis C ist nicht verfügbar. Präventionsstrategien müssen daher auf eine Verringerung der Übertragungsrisiken zielen. Eine zielgruppengerichtete Prävention ist neben der Diagnostik und Fallfindung und einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung und Therapie chronisch infizierter Patienten von größter Bedeutung. Da die Infektion häufig asymptomatisch verläuft, können systematische Untersuchungsangebote für Gruppen mit hohem Risiko sinnvoll sein.
Pressestelle des Robert Koch-Instituts, 25.07.2016