Weitblick und Visionen in mehr als 20 Jahren Suchtarbeit

Dr. Martin Beutel (re.) mit Ehefrau Barbara Beutel (Mitte) nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Oberbürgermeister Martin Wolff (li.)

Dr. Martin Beutel (re.) mit Ehefrau Barbara Beutel nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Oberbürgermeister Martin Wolff (li.)

Rund 100 Vorstandssitzungen und 20 Mitgliederversammlungen hat Dr. Martin Beutel geleitet. Im März 2016 wurde dem langjährigen Vorsitzenden des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) und Chefarzt der Kraichtal-Kliniken das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Von 1993 bis 2015 war Dr. Martin Beutel durchgängig ehrenamtlich im Vorstand des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe tätig, zunächst als stellvertretender Vorsitzender und seit 1997 als Vorsitzender. Im Jahr 2000 initiierte er die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie e. V. (deQus – eine ‚Tochter‘ des buss), war deren erster Vorsitzender und ist seitdem auch dort als Vorstandsmitglied aktiv. Die beiden Fachverbände buss und deQus vertreten bundesweit rund 160 stationäre Einrichtungen aus der Suchtkrankenhilfe. Aufgabe der beiden Verbände ist die Unterstützung der Mitgliedseinrichtungen bei ihrer fachlichen, konzeptionellen und organisatorischen Weiterentwicklung sowie die Vertretung gegenüber Leistungsträgern und Politik. Der buss wurde 1903 gegründet, die Mitglieder gehören überwiegend zu Trägern der freien Wohlfahrt oder öffentlichen Trägern.

In einem Zeitraum von über 20 Jahren hat Dr. Martin Beutel mit hohem persönlichen Einsatz nicht nur die erfolgreiche Entwicklung der beiden Verbände buss und deQus maßgeblich bestimmt, sondern durch seine Fachkompetenz und seinen strategischen Weitblick die Entwicklung des gesamten deutschen Suchthilfesystems positiv beeinflusst. Zu seinen wichtigsten Verdiensten gehören:

  • die Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems für die Suchttherapie und die Gründung der deQus als ‚Tochter‘ des buss lange vor der Einführung einer gesetzlichen Zertifizierungspflicht für Reha-Einrichtungen,
  • die Weiterentwicklung des Qualitätssicherungssystems der Deutschen Rentenversicherung, insbesondere durch Einbringen der Perspektive der therapeutisch-medizinischen Praxis und der betroffenen Patient/innen,
  • die intensive Mitarbeit an der Entwicklung der Behandlungsleitlinien für den Indikationsbereich Abhängigkeitserkrankungen nach den Vorgaben der AWMF. Die neuen S3-Leitlinien wurden 2014 abgeschlossen, womit nun auch für Suchterkrankungen Behandlungsstandards auf höchstem wissenschaftlichen und evidenzbasierten Niveau vorliegen;
  • Pionierarbeit bei der Entwicklung von Behandlungskonzepten für stoffungebundene Suchtformen (Pathologisches Glücksspiel, Internetabhängigkeit),
  • die fachliche Verantwortung für die wissenschaftlichen Jahrestagungen des buss und in diesem Zusammenhang auch die Initiierung von Fachdiskussionen zu aktuellen Trends und deren Umsetzung im Suchthilfesystem (bspw. Vergleich der Suchtkrankenversorgung in Europa, aktuelle neurobiologische Erkenntnisse, Evidenzbasierung in der Psychotherapie),
  • die Weiterentwicklung der Suchthilfe in Europa durch Partnerschaften und Austauschprogramme.
  • Und nicht zuletzt geht die Etablierung von „KONTUREN online – Fachportal zu Sucht und sozialen Fragen“, der ersten Internetzeitschrift in der deutschsprachigen Sucht- und Rehaszene, auf seine Initiative zurück.

Auch die intensive Auseinandersetzung mit Politikern und Vertretern der Leistungsträger über normative und fachliche Rahmenbedingungen in der medizinischen Rehabilitation und in der Suchtkrankenhilfe war ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit von Dr. Martin Beutel als Vorsitzendem des buss. Er hat sich dabei nicht gescheut, kritische Positionen zu vertreten, auch wenn das im Spannungsfeld zu der fachlichen und wirtschaftlichen Verantwortung für seine eigenen Einrichtungen stand. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, in der Kommunikation nach innen und außen eine Kultur der Partnerschaftlichkeit und Transparenz zu prägen und zu erhalten.

Am 2. März 2016 wurde Dr. Martin Beutel in seiner Heimatgemeinde Bretten im Rahmen eines Festaktes mit Freunden und Mitstreitern das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. In seiner Laudatio betonte Oberbürgermeister Martin Wolff auch Dr. Beutels regionales Engagement in allen Bereichen der Suchthilfe wie Präventionsprojekte in der Schule oder die Zusammenarbeit im Suchthilfenetzwerk. Die Grußworte sprachen: Joachim Kößler, MdL, Mitglied im Beirat der Kraichtal-Kliniken; Prof. Dr Andreas Koch, Geschäftsführer des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V.; Dr. Maria Klose, Leiterin des Sozialmedizinischen Zentrums der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg; Uwe Egner, Fachbereichsleiter Zentrale und Grundsatzaufgaben, Abt. Rehabilitation, Deutsche Rentenversicherung Bund; Prof. Dr. Uwe Ikinger, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stadtmission Heidelberg e. V.

Zum Abschluss setzten die anwesenden Vertreter/innen des buss eine eher jüngere Tradition des Verbandes um: Sie schenkten Dr. Martin Beutel eine Torte, so wie jede Mitgliedseinrichtung eine zu ihrer Erstzertifizierung geschenkt bekam. Mit dieser Torte gratuliert der buss seinem ehemaligen Vorsitzenden und dankt ihm für alles, was er für den Verband in den vergangenen Jahren getan hat.

buss, 25.04.2016