Vernetzung der Flüchtlingsforschung in Deutschland

Interaktive Karte zur Suche nach Forschungsprojekten zum Thema Flucht, Flüchtlingspolitik und Integration. © IMIS / BICC 2016

Das Thema Flucht beherrscht seit 2015 verstärkt die politischen und öffentlichen Diskussionen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander. Eine neue Website des Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und des Bonn International Center for Conversion (BICC) zeigt jetzt erstmals in einer interaktiven Landkarte die Vielfalt der Forschungslandschaft zum Thema Flucht in Deutschland auf (https://flucht-forschung-transfer.de/).

Angesichts der rasch gestiegenen Zahl an Menschen, die weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind, gibt es immer mehr Forschungsprojekte zu diesen Themen. Untersucht werden Fluchtursachen und -wege, sich verändernde rechtliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Erwartungen und Erfahrungen von Geflüchteten sowie Herausforderungen der Integration. Auf Grund der stark gewachsenen Nachfrage nach ihrer Expertise treten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch intensiv in den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik und Praxis.

Dr. Olaf Kleist (IMIS) weist auf die Ziele des neuen Forschungsprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ hin und erläutert: „Auch wenn die Zahl der Projekte zur Flüchtlingsforschung in Deutschland zuletzt gewachsen ist, fehlte es bisher an einer Vernetzung. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten neben-, aber nicht miteinander. Außerdem müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse dringend für Flüchtlingspolitik und -praxis aufbereitet und verfügbar gemacht werden.“

Das Forschungsprojekt „Flucht: Forschung und Transfer“ hat sowohl die Vernetzung als auch den Wissenstransfer zum Ziel. Schon 380 Projekte wurden in die ständig wachsende Datenbank eingetragen. Mit Hilfe von Schlagwörtern kann gezielt nach Projekten aus unterschiedlichen Disziplinen und mit spezifischen regionalen Schwerpunkten gesucht werden.

Durch Navigation in der interaktiven Landkarte können auch einzelne Forschungsstandorte direkt angesteuert werden. „Mit der Datenbank steht endlich ein Instrument zur Verfügung, das Wissenschaftlern und Akteuren aus Praxis und Politik schnell und einfach ermöglicht, sich einen Überblick über die aktuelle Forschung zu Flucht und Flüchtlingen zu verschaffen, aber auch um Lücken der wissenschaftlichen Arbeit zu erkennen“, betont Dr. Benjamin Etzold vom BICC.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über zwei Jahre geförderte Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Forschung und Vermittlung. Dabei bildet die Forschungslandkarte nur ein erstes Ergebnis. In den Themenfeldern Gewaltmigration, Flüchtlingspolitik sowie Aufnahme, Integration und Rückkehr werden insgesamt zehn umfangreiche Berichte über den aktuellen Stand wissenschaftlicher Debatten, wichtige Ergebnisse und Lücken der Forschung erarbeitet, die Politik und Verwaltungen sowie Zivilgesellschaft, Medien und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Pressestelle der Universität Osnabrück, 15.11.2016