Vergessenen Kindern eine Stimme geben

Vom 12. bis 18. Februar 2017 findet die achte bundesweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien statt. Das Aufwachsen mit suchtkranken Eltern bedeutet eine schwere Gesundheitsbelastung, von der schätzungsweise jedes sechste Kind in Deutschland betroffen ist. Der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung stellt fest, dass für Kinder aus suchtbelasteten Familien „flächendeckende Hilfe im Rahmen einer Regelversorgung notwendig“ ist. Mit ca. 200 Angeboten für schätzungsweise 2,65 Millionen betroffene Kinder kann hiervon in Deutschland nicht die Rede sein. Hauptgrund für diese unzureichende Versorgungssituation ist die Tatsache, dass Hilfen für die Kinder bis heute eben nicht Teil einer Regelversorgung sind, weil es hierfür keine gesetzlichen Grundlagen gibt.

Kinder aus Suchtfamilien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine eigene Suchterkrankung und lebenslang hochgefährdet für psychische Krankheiten sowie soziale Störungen. Die Schädigungen, die durch das Aufwachsen mit suchtkranken Eltern entstehen, führen bei den Kindern zu deutlich erhöhten Gesundheitskosten. Das damit verbundene menschliche Leid der ‚vergessenen Kinder‘ ist mit Geld nicht zu ermessen.

Derzeit berät die Bundesregierung über die Reform des Sozialgesetzbuches VIII, in dem die Kinder- und Jugendhilfe geregelt ist. Wir fordern in diesem Zusammenhang die Bundesregierung und den Bundestag anlässlich der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien auf, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, dass Kinder suchtkranker Eltern ebenso wie Kinder psychisch kranker Eltern einen Rechtsanspruch auf präventive Hilfen sowie Therapie erhalten. Diese Hilfen müssen auskömmlich finanziert sein und flächendeckend in allen Bundesländern als Regelangebot zur Verfügung gestellt werden. Um diese Forderung zu unterstreichen, veranstalten vom 12. bis 18. Februar 2017 zahlreiche Einrichtungen, Initiativen, Projekte und die Verbände der Sucht-Selbsthilfe anlässlich der Aktionswoche wieder Veranstaltungen zum Thema Kinder aus Suchtfamilien. Bundesweit werden die Veranstaltungen der Aktionswoche in vielen Städten und Gemeinden Wissen vermitteln, Hoffnung verbreiten und betroffenen Familien und den Kindern Wege zu Hilfe und Genesung weisen.

Die Fort- und Weiterbildungsangebote im Rahmen der Aktionswoche zielen insbesondere auf Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Gesundheitssystem, Jugendhilfe und Suchthilfe. Denn diese Einrichtungen sind in besonderer Weise geeignet, die Kinder so zu unterstützen, dass sie sich trotz Widrigkeiten relativ gesund entwickeln können. Alle Informationen zu den Veranstaltungen und Tipps, wie jedermann und jedefrau an der Aktionswoche teilnehmen kann, finden sich auf der Website www.coa-aktionswoche.de.

Die Aktionswoche läuft parallel zur Children of Alcoholics Week in den USA und in Großbritannien. Sie steht in Deutschland unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Katrin Sass. Die Aktionswoche wird unterstützt von der BARMER und ist ein Gemeinschaftsprojekt von NACOA Deutschland e. V., Berlin, Kunst gegen Sucht e. V., Düsseldorf, und Such(t)- und Wendepunkt e. V., Hamburg. Kontakt: info@coa-aktionswoche.de

NACOA Deutschland e. V., 17.01.2017