Verbandsauswertung des buss

DruckDer Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) hat seine aktuelle Verbandsauswertung veröffentlicht. Es liegen die Auswertungen der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2015 und die Katamnesedaten des Entlassungsjahrgangs 2014 vor. Ab diesem Jahr stellt der buss auch Katamnesedaten für Tageskliniken zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Verbandsauswertung und die ausführlichen Dokumente (kommentierte Tabellen) stehen als PDF zum Download auf der Internetseite www.suchthilfe.de > Informationen > Statistik bereit. Die wichtigsten Ergebnisse folgen hier in Kurzform.

Basisdaten 2015

r_cover-zusammenfassung-verbandsauswertung-2016Die Auswertung der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2015 umfasst insgesamt 19.097 Fälle aus 112 Einrichtungen.

Alter und Geschlecht

Das durchschnittliche Alter liegt in Einrichtungen, die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, und in Tageskliniken mit 44,3 bzw. 45,2 Jahren am höchsten. Nach wie vor bilden Drogenabhängige die jüngste Gruppe mit durchschnittlich 30,1 Jahren. Das durchschnittliche Alter der Rehabilitanden in Adaptionseinrichtungen liegt bei 37,1 Jahren. Der Anteil der Frauen liegt in Suchthilfeeinrichtungen bei knapp einem Viertel. In Tageskliniken sind mit 30 Prozent die meisten Frauen vertreten.

Berufliche und soziale Integration

Große Unterschiede bestehen je nach Einrichtungsart in Bezug auf die berufliche und soziale Integration der Rehabilitanden. In stationären Einrichtungen (Fachklinik), die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, ist etwa die Hälfte der Rehabilitanden alleinstehend, die Arbeitslosenquote liegt bei 43,9 Prozent. In Drogeneinrichtungen beträgt der Anteil an Alleinstehenden 61,5 Prozent, die Arbeitslosenquote 57,4 Prozent. Rehabilitanden in Adaptionseinrichtungen weisen die problematischsten Daten auf: 79,7 Prozent sind arbeitslos und 70,4 Prozent sind alleinstehend.

Behandlungsdauer

Die planmäßige Behandlungsdauer ergibt sich aus den jeweiligen Bewilligungen und Standardtherapiedauern der Leistungsträger sowie den individuellen Therapieverläufen. Die Behandlungsdauer bei planmäßiger Beendigung liegt in Alkoholeinrichtungen bei durchschnittlich 92,5 Tagen (= 13 Wochen). Die planmäßige Behandlung dauert in Drogeneinrichtungen am längsten mit 135,2 Tagen (= 19 Wochen). Die Haltequote für den Entlassungsjahrgang 2015 liegt in Einrichtungen, die Alkohol- und Medikamentenabhängige behandeln, sowie in Tageskliniken bei über 82 Prozent. Die Haltequote in Adaptionseinrichtungen beträgt 78,2 Prozent. In Drogeneinrichtungen beendet etwas mehr als die Hälfte der Rehabilitanden die Behandlung planmäßig.

Katamnesedaten 2014

Rückläuferquote

Für den Bereich Drogen stammen die Katamnesedaten aus neun Einrichtungen, es wurden nur Einrichtungen mit mindestens zehn Prozent Rücklaufquote berücksichtigt. Die mittlere Rückläuferquote liegt bei 21,4 Prozent. Für den Bereich Alkohol stammen die Katamnesedaten aus 37 Einrichtungen (mindestens 25 Prozent Rücklaufquote). Die mittlere Rückläuferquote beträgt 37,9 Prozent. Über die letzten drei Jahre ist die Rücklaufquote aus Einrichtungen für Alkohol und Medikamentenabhängige leicht gesunken, in Drogeneinrichtungen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Vergleich der Daten der Katamnese-Antworter mit den Basisdaten

Für den Entlassungsjahrgang 2014 wurden (getrennt nach Alkohol und Drogen) die Daten der Katamnese-Antworter mit den Basisdaten verglichen.

  • Alter: Das durchschnittliche Alter bei Betreuungsbeginn betrug in Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen 44,6 Jahre, die Antworter sind mit durchschnittlich 48,4 Jahren etwas älter. In Drogeneinrichtungen ist das Durchschnittsalter mit knapp 29 Jahren zu Behandlungsbeginn und bei den Antwortern nahezu identisch.
  • Haltequote: Aus allen Einrichtungen antworten häufiger die ehemaligen Rehabilitanden, die planmäßig entlassen wurden. Besonders auffällig ist der Unterschied in Drogeneinrichtungen, die Haltequote der Antworter liegt bei 74,7 Prozent, in der Gesamtstichprobe bei 54,2 Prozent. In Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen liegt der Unterschied bei 9,1 Prozent.
  • Berufliche und soziale Integration: Alleinstehende und Erwerbstätige antworten eher als ehemalige Rehabilitanden, die in einer Beziehung leben oder arbeitslos sind. In Drogeneinrichtungen antworten 73,2 Prozent Alleinstehende, in der Gesamtstichprobe liegt der Anteil bei 62,1 Prozent. In Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen ist der Anteil Alleinstehender in der Gesamtstichprobe 46,2 Prozent, bei den Antwortern 49,4 Prozent. Die Gesamtstichprobe aus Alkohol- und Medikamenteneinrichtungen weist einen Anteil von 41,5 Prozent Arbeitslosen aus, der Anteil beträgt unter den Antwortern 34,6 Prozent. In Drogeneinrichtungen ist etwa die Hälfte der Gesamtstichprobe und der Antworter arbeitslos.

Katamnestische Erfolgsquote

Die katamnestische Erfolgsquote errechnet sich aus den Patient/innen, die in der Katamnese „abstinent“ und „abstinent nach Rückfall“ angeben. Die Berechnungsform DGSS 1 umfasst alle planmäßig entlassenen Antworter (positive Sichtweise = Überschätzung der tatsächlichen Quote), die Berechnungsform DGSS 4 umfasst alle entlassenen Rehabilitanden und wertet die Nicht-Antworter als „definiert rückfällig“ (negative Sichtweise = Unterschätzung der tatsächlichen Quote).

In Alkoholeinrichtungen sind beide katamnestischen Erfolgsquoten über die letzten fünf Jahre relativ stabil: DGSS1 = etwas über 80 Prozent, DGSS4 = rund 40 Prozent. Die Werte in Drogeneinrichtungen schwanken im selben Zeitraum: DGSS1 = zwischen 61 Prozent und 52 Prozent, DGSS4 = zwischen neun Prozent und 25 Prozent. Dieser Effekt kann im Wesentlichen durch die Veränderungen der Stichprobe und die unterschiedliche Zahl der teilnehmenden Einrichtungen erklärt werden. Bei den relativ kleinen Fallzahlen machen sich individuelle Einflussfaktoren in den Kliniken deutlich bemerkbar.

Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss), 27.10.2016