Einkommen und Vermögen von Millionären und Milliardären sind in Deutschland schlecht erforscht und werden deshalb höchst wahrscheinlich unterschätzt. Wie groß der Reichtum am oberen Ende der Verteilungsskala genau ist, lässt sich mangels verlässlicher Erhebungen kaum sagen. Aussagekräftige Steuerdaten fehlen ebenso. Sicher ist aber, dass der Abstand zwischen Arm und Reich wächst – was auf die Wirtschaft destabilisierend wirkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Freiwillige Haushaltsbefragungen wie das Sozioökonomische Panel (SOEP) unterschätzen tendenziell die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen. Die von Thomas Piketty und anderen etablierte Forschungsrichtung wertet daher zur Bestimmung der Ungleichheit am oberen Ende der Verteilung amtliche Steuerstatistiken aus. Da in Deutschland seit 2009 Kapitaleinkommensteuern nicht mehr personenbezogen erfasst werden und es überdies keine Vermögenssteuer gibt, gestaltet sich die Erfassung hoher Einkommen und Vermögen jedoch als schwierig. Darüber hinaus führt die Piketty-Methode auch deswegen zu einer Unterschätzung des Anstiegs der Ungleichheit in Deutschland seit der Jahrtausendwende, weil ein großer Teil der steigenden Gewinne von den Unternehmen einbehalten und damit nicht als Haushaltseinkommen erfasst wurde. Trotz dieser Probleme können aussagekräftige Kennziffern der Ungleichheit in Deutschland unter Zuhilfenahme vorhandener Umfragedaten sowie Gesamtwirtschaftlicher Rechenwerke entwickelt werden. Im Report wird zudem argumentiert, dass eine Reduzierung der Ungleichheit in Deutschland zum Abbau der hohen Exportüberschüsse und damit zu mehr makroökonomischer Stabilität beitragen würde.
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Pressestelle der Hans-Böckler-Stiftung, 23.10.2014