TANDEM – Modellprojekt zur Vernetzung der Behindertenhilfe und der Suchthilfe

Ende 2018 startet das Bundesmodellprojekt „TANDEM – Besondere Hilfen für besondere Menschen im Netzwerk der Behinderten- und Suchthilfe“. Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Modellprojekt wird von der LWL-Koordinationsstelle Sucht durchgeführt, durch die FOGS GmbH wissenschaftlich evaluiert und durch einen Fachbeirat begleitet. Gesucht sind nun Einrichtungen, die geeignet sind, an diesem Projekt teilzunehmen. Bewerbungsfrist ist der
9. November 2018. Weitere Informationen finden sich in der Ausschreibung.

Projekthintergrund und Projektziele

Inklusion und Normalisierungskonzepte führen zu Veränderungen in der Lebenswelt von Menschen mit geistiger Behinderung. Eine selbstständigere und unabhängigere Lebensführung birgt aber zugleich auch mehr Möglichkeiten, Suchtmittel zu erwerben und zu konsumieren. Dabei ist das Risiko für einen Substanzmissbrauch mindestens dem von Menschen ohne geistige Behinderung gleichwertig. Bei einer bestehenden Problematik stehen sowohl Sucht- als auch Behindertenhilfe vor einer großen Herausforderung. Spezialisierte Hilfeangebote bei konsum- oder suchtbezogenen Problemlagen von erwachsenen Menschen mit einer geistigen Behinderung existieren in Deutschland bislang nur wenige.

Um Menschen mit geistiger Behinderung und einem Suchtproblem eine adäquate Unterstützung anbieten zu können, müssen die Hilfeangebote bedarfsgerecht ausgestaltet sein. Zentral ist dabei die Vernetzung der Behinderten- und der Suchthilfe. Hier setzt TANDEM konkret an: Jeweils eine Einrichtung der Sucht- und der Behindertenhilfe agieren gemeinsam als Projekttandem. Die Fachkräfte werden in der Anwendung ausgewählter Hilfsangebote geschult und setzen diese an ihrem Projektstandort gemeinsam um. Es werden zwei bereits erprobte Konzepte aus den Niederlanden adaptiert und durch das von der LWL-Koordinationsstelle Sucht entwickelte selektive Suchtpräventionsprogramm „SAG NEIN!“ ergänzt.

  • SUMID – Q ist ein niederländisches Screeninginstrument (Fragebogen) zur Einschätzung des Schweregrades einer Substanzstörung bei Menschen mit einer geistigen Behinderung.
  • SAG NEIN! richtet sich als selektives Präventionsprogramm an Schülerinnen und Schüler von Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Das Programm ist dabei dem Lernverhalten angepasst. Im Projektverlauf wird das Programm an weitere Settings der Behindertenhilfe angepasst.
  • Less Booze or Drugs (LBoD) ist eine niederländische, kognitiv verhaltenstherapeutische Maßnahme mit zwölf Einzel- und zwölf Gruppensitzungen. Das Programm berücksichtigt zentrale Aspekte der kognitiven Verhaltenstherapie und hat diese für die Zielgruppe angepasst.

Die Materialien sowie deren Anwendung werden jeweils auf deutsche Verhältnisse und unterschiedliche Settings der Sucht- und der Behindertenhilfe angepasst und im Projektverlauf gemeinsam mit allen Projektbeteiligten gender- und zielgruppengerecht weiterentwickelt. Menschen mit geistiger Behinderung werden an der (Weiter-)Entwicklung der Maßnahmen beteiligt.

Zusätzlich werden weitere bereits bestehende Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung und Suchtproblemen  systematisch erfasst und in einer Online-Datenbank bereitgestellt.

Je eine Einrichtung der Suchthilfe und der Behindertenhilfe bewerben sich gemeinsam als TANDEM-Projektstandort. Von jeder Einrichtung beteiligen sich zwei Fachkräfte an dem Projekt – also insgesamt vier Fachkräfte je Projektstandort.

Quelle: Ausschreibung zur Teilnahme am Bundesmodellprojekt: TANDEM – Besondere Hilfen für besondere Menschen im Netzwerk der Behinderten- und Suchthilfe (2018-2021), LWL-KS, Oktober 2018