Suchthilfe in Hamburg

cover_bado-2015Der Hamburger BADO e. V. ist ein Zusammenschluss der Freien Träger der Suchthilfe in Hamburg und der zuständigen Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz zum Zweck der Dokumentation und Evaluation in der Hamburger Suchthilfe. Er legt aktuell seinen 19. BADO-Bericht vor. Dieser bildet das gesamte ambulante, zuwendungsgeförderte sowie über SGB XII finanzierte Hamburger Suchthilfesystem im Jahr 2015 ab.

Alkohol ist weiterhin das am meisten konsumierte Suchtmittel in Hamburg. Zu diesem Ergebnis führt die Auswertung der Daten aus 59 Suchthilfeprojekten in Hamburg. Zu beobachten ist aber auch, dass in den letzten fünf Jahren immer mehr Personen die Suchthilfeeinrichtungen wegen des Konsums von Cannabis, Kokain und Amphetaminen aufgesucht haben. Die Statistik für das Jahr 2015 zeigt, dass 54 Prozent der Hilfesuchenden mehr als nur eine Substanz konsumieren. Die Beratung und Betreuung dieser Menschen mit multiplem Substanzgebrauch stellt eine besondere Herausforderung dar.

Die Studie zeigt, dass Suchtmittelabhängige deutlich von wiederholter Nutzung der Suchthilfeeinrichtungen profitieren. Insgesamt wurden im Jahr 2015 über 15.500 Personen beraten. Über 9.000 Personen, die im Hilfesystem Unterstützung und Hilfe suchten, konsumieren Alkohol, fast 6.400 geben Cannabiskonsums an, und ca. 4.500 kommen aufgrund eines Kokainmissbrauchs. In 4.400 Fällen ist der Konsum von Opiaten dokumentiert.

Ein weiterer Trend zeigt, dass der Altersdurchschnitt der Klientel steigt. 61 Prozent der Alkoholabhängigen und 45 Prozent der Opiatabhängigen waren älter als 45 Jahre, 15 bzw. 4 Prozent älter als 60 Jahre. Die Suchthilfeeinrichtungen werden in wachsendem Maße Menschen betreuen, die neben den typischen komorbiden Erkrankungen der Sucht zusätzlich altersbedingte Probleme mitbringen.

Spezialauswertung

Da ein erheblicher Teil der Suchtmittelabhängigen im Laufe der Jahre wiederholt die Suchthilfeeinrichtungen aufsuchen, wurde in einer Zusatzstudie den Fragen nachgegangen, welche Klientinnen und Klienten längere und erneute Betreuungszeiten in Anspruch nehmen und zu welchen Ergebnissen diese weiteren Betreuungen führen. Als Ergebnis kann festgehalten werden:

Klientinnen und Klienten mit stärkeren biographischen Vorbelastungen – so z. B. mit schwerer körperlicher Gewalterfahrung, sexueller Gewalterfahrung, Vorstrafen, Haftaufenthalten, Hepatitis C, Arbeitslosigkeit, Suchtmittelabhängigkeit des Partners – hatten im untersuchten Sechs-Jahreszeitraum deutlich längere Betreuungszeiten. Bei einem größeren Anteil der stärker vorbelasteten Personen besteht offensichtlich größerer Hilfebedarf. Eine nachhaltige Stabilisierung erfordert oftmals wiederholte und längere Betreuungszeiten. Als Erfolg muss gewertet werden, dass diese einhergehen mit Reduzierungen der psychischen oder gesundheitlichen Belastungen. Die Betreuten lebten häufiger abstinent hinsichtlich ihrer Hauptdrogen Alkohol, Opiate oder Cannabis. Sie fanden etwas häufiger den Einstieg in die Arbeitswelt und sie lösten etwas häufiger justizielle Probleme. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass die Suchthilfeeinrichtungen bei nachfolgenden erneuten längeren Betreuungen zur Stabilisierung von Erreichtem bzw. zu weiteren Verbesserungen sinnvoll genutzt werden.

Der Statusbericht 2015 kann unter www.bado.de heruntergeladen oder als Printversion bestellt werden: barre.hgst@jugendhilfe.de, Tel. 040 8517350

Pressestelle des BADO e. V., 31.10.2016