Daten zur Verbesserung der Unterstützungsangebote nutzen
Die Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) und das Deutsche Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) haben mit Unterstützung von Mitarbeiter:innen des Gesundheitsamtes die offene Drogenszene im Umfeld des Kölner Neumarkts untersucht. Die Studie zeigt, dass der inhalative Kokain-Konsum nun auch in Köln angekommen ist. Die Ergebnisse wurden am 28. August auf einem Pressegespräch vorgestellt.
Für zwei Monate im Frühsommer 2023 hat ein Forschungsteam der katho, unterstützt von den Mitarbeitenden des Kölner Drogenkonsumraums, 119 drogenkonsumierende Personen am Neumarkt befragt. Die Studie zeigt, dass der inhalative Kokain-Konsum (das Kokain wird als Crack geraucht) nun auch in Köln angekommen ist: So gaben 21 Prozent der Befragten an, Crack zu konsumieren.
„Einen nennenswerten Crack-Konsum kannten wir bisher nur aus den Städten Hamburg, Frankfurt am Main, Hannover oder Bremen. In Nordrhein-Westfalen ist ein Anstieg der Crack-Konsument:innen seit dem Jahr 2016 zu verzeichnen“, sagte der Leiter der Studie, Prof. Dr. Daniel Deimel. „Allerdings sind hochfrequente Konsummuster, die für Crack aufgrund der kurzen Wirkungsdauer typisch sind, in Köln die Ausnahme“, so der Professor für Klinische Sozialarbeit weiter. „Mit rauchbarem Crack, also Kokain-Steinen, wird aktuell noch nicht in der Szene gehandelt.“ Menschen, die Crack konsumierten, benötigten eine spezifische Unterstützung wie Tagesruhestätten und eine niedrigschwellige Substitutionsbehandlung, wenn zusätzlich Heroin konsumiert werde, so Deimel.
79 Prozent der für die Studie am Neumarkt befragten Konsument:innen sind männlich, 65 Prozent sind deutscher Herkunft. Das Durchschnittsalter beträgt 42 Jahre. Jeder Zweite (55 Prozent) hatte bereits Erfahrungen mit Drogenüberdosierungen, die im Zusammenhang mit Heroin lebensbedrohlich sein können. Rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) ist obdachlos und übernachtet auf der Straße. 65 Prozent der Befragten konsumieren Heroin, häufig auch in den sehr späten Abendstunden. 22 Prozent von ihnen sind nicht krankenversichert.
Bedarfsgerechte Angebote und längere Öffnungszeiten des Drogenkonsumraumes sind wichtig
„Die Menschen, die sich in der Drogenszene am Neumarkt aufhalten, sind eine heterogene Gruppe“, sagte Deimel. Sie vereine jedoch, dass sie sich in einer gesundheitlichen und psychosozial hoch belasteten Situation befänden. „Mit den vorliegenden Daten können nun die Angebote der Suchthilfe an die unterschiedlichen Bedarfe angepasst werden“, so der Suchtforscher.
Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist, dass die Angebote des Drogenkonsumraums am Neumarkt zwar sehr gut genutzt werden, aber noch nicht ausreichend bekannt sind. Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln, sagte auf dem Pressegespräch: „Ich bin froh, dass wir nun eine solche Datenbasis haben. Diese Studie hilft dabei, unsere Unterstützungsangebote noch besser an die Bedürfnisse der suchtkranken Menschen anzupassen. Insbesondere die Konsumzeiten in den späten Abendstunden zeigen, wie wichtig es ist, die Öffnungszeiten unseres Drogenkonsumraumes deutlich auszuweiten.“
Der „Open Drug Scene Cologne Survey“ (ODSC) ist die erste Studie dieser Art in Köln.
Pressestelle der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, 28.8.2023