Neue psychoaktive Substanzen in der Schweiz

Sucht Schweiz Im Fokus 2015 NPS_cover_rahEine rasch wachsende Zahl neuer psychoaktiver Substanzen wird heute als Alternative zu den gängigen illegalen Drogen gehandelt, vermehrt via Internet. Zusammensetzung, Wirkung und Risiken sind oft unbekannt. Konsumierende werden zu Versuchskaninchen. Sucht Schweiz fasst Wissenswertes über neue psychoaktive Substanzen erstmals in einer Publikation aus der Reihe „Im Fokus“ zusammen und rät zur Vorsicht.

Jamaican Gold, 25-I, MXE oder AH-7921 – ihre Namen klingen exotisch und die Bezeichnungen „legal highs“, „research chemicals“ oder „Badesalz“, unter denen sie an Verboten vorbei in den Handel gelangen, tragen zur Verwirrung bei. Das Angebot an psychoaktiven Substanzen wird laufend unübersichtlicher und größer. Die meisten dieser Substanzen wirken ähnlich wie illegale Drogen. Fachkreise sprechen von „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ (NPS), die eine aufputschende Wirkung haben, dämpfend oder halluzinogen auf das Zentralnervensystem einwirken.

NPS stehen für einen wachsenden Markt. Das EU-Frühwarnsystem für neue Drogen vermeldet laufend neue Substanzen, welche oft attraktiv verpackt in Smart- oder Headshops, auf der Gasse oder via Internet angeboten werden. In Europa wurden unlängst 650 Sites ausgemacht, die NPS anbieten, zweifellos nur ein Bruchteil des Online-Markts. Offizielle, meist in Asien niedergelassene Firmen stellen die NPS im Auftrag europäischer Online-Händler her.

Nach den vorhandenen Daten bleibt der Konsum der bekanntesten NPS in der Schweiz bis heute begrenzt. Suchtfachleute beobachten die Situation mit wachsamem Auge, zumal in anderen Ländern der Konsum mancher dieser Substanzen ein viel höheres Niveau erreicht hat.

Die NPS mit dem größten Kreis an Konsumierenden sind die synthetischen Cannabinoide, die Räuchermischungen beigefügt werden und ähnlich wirken wie Cannabis. Das Rauchen von Produkten wie Spice oder Yucatan Fire kann Bluthochdruck, Krämpfe oder Übelkeit hervorrufen. Aber auch Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Störungen oder Psychosen können resultieren oder mitverursacht werden. Der Konsum von synthetischen Cannabinoiden erhöht auch das Unfallrisiko im Straßenverkehr, und wer regelmäßig konsumiert, riskiert eine Abhängigkeit. Die zweite gut bekannte NPS-Familie sind die synthetischen Cathinone wie Mephedron oder 4-MEC. Sie wirken stimulierend, wobei als unerwünschte Wirkungen Angstzustände, Kreislaufprobleme und Übelkeit bekannt sind.

Konsumierende sollten wissen, dass sie Produkte einnehmen, deren Inhalt und Wirkung oft unbekannt sind und gefährlich sein können. Über die Gefahren dieser Substanzen zu informieren, ist deshalb ein wichtiges Anliegen der Prävention. Wer sich trotz Risiken für den Konsum entscheidet, sollte die schadensmindernden Regeln beachten. Dazu zählt:Erst kleine Mengen konsumieren, um die Wirkung im Griff zu behalten, nicht alleine konsumieren, Drogen nicht mischen und viel (Alkoholfreies) trinken.

Bis Ende 2014 belief sich die Zahl der in der Schweiz verbotenen NPS auf etwa 150. Vom Zoll oder von der Polizei beschlagnahmte NPS werden laufend verboten, sofern sie keine legitime Verwendung in der Medizin oder der Industrie finden. Wer eine NPS besitzt, hält somit mit großer Wahrscheinlichkeit eine Substanz in der Hand, deren Verkauf und Besitz im Prinzip illegal sind, auch wenn sie als „legal high“ verkauft wurde.

Pressestelle von Sucht Schweiz, 15. April 2015