Merkmale einer guten und erfolgreichen Reha-Einrichtung – das Forschungsprojekt MeeR

Hintergrund:

MeeR_AbschlussberichtGroße Qualitätsunterschiede zwischen Reha-Einrichtungen bezogen auf den Reha-Erfolg aus Rehabilitandensicht lassen sich weder durch Merkmale der PatientInnen noch über die im Rahmen der Reha-Qualitätssicherung überprüften Parameter (z. B. Rehabilitandenzufriedenheit, Reha-Ergebnis) erschöpfend erklären. Von Interesse ist, was genau die Reha-Einrichtungen auszeichnet, die bezogen auf den subjektiven Behandlungserfolg besser beurteilt werden. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Meyer, Medizinische Hochschule Hannover, wurde von 2011 bis 2013 das Forschungsprojekt „Merkmale einer guten und erfolgreichen Reha-Einrichtung“ durchgeführt.

Fragestellung:

Welche Merkmale machen eine gute Reha-Einrichtung aus und wie können sie gefördert werden?

Methoden:

Zur Anwendung kam eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden. Das Forschungsprojekt gliederte sich in drei Phasen:

  • 1. Phase: Mögliche Faktoren wurden exploriert, die für Klinikunterschiede im Reha-Erfolg verantwortlich sind: systematisches Literaturreview, offene schriftliche Befragung von MitarbeiterInnen in Reha-Einrichtungen, Expertenworkshop. Zudem erfolgte eine Auswertung von quantitativen Daten aus der Reha-Qualitätssicherung der Rentenversicherung a) zur Entwicklung von Erfolgsindikatoren zur Auswahl der Reha-Einrichtungen für die Hauptstudie und b) zur Wiederholung der bereits 2009 und 2010 von Prof. Meyer durchgeführten Auswertungen zur Unterschiedlichkeit von Reha-Einrichtungen mit aktuelleren Daten (Replikation).
  • 2. Phase: Durchführung der qualitativen (Haupt-)Studie: Visitationen in sechs ausgewählten Reha-Einrichtungen (vier orthopädische, zwei kardiologische) mit Interviews (Leitungskräfte), Fokusgruppen (RehabilitandInnen, MitarbeiterInnen), teilnehmende Beobachtung, Dokumentenanalyse. Ziel war es, systematische Unterschiede zwischen den über- bzw. unterdurchschnittlich erfolgreichen Einrichtungen zu ermitteln.
  • 3. Phase: Bewertung und Interpretation der Ergebnisse aus den beiden ersten Studienphasen, Diskussion in einem zweiten Expertenworkshop sowie Integration der Ergebnisse in Empfehlungen für Reha-Praxis, Reha-Träger und Forschung.

Ergebnisse:

Die Unterschiede zwischen den über- und unterdurchschnittlich erfolgreichen Einrichtungen sind nicht so eindeutig wie erwartet. Es gibt kein trennscharfes Merkmal, in dem sich alle überdurchschnittlichen von allen unterdurchschnittlichen Einrichtungen unterscheiden. Es lassen sich dennoch drei Bereiche identifizieren, in denen sich systematische Unterschiede zwischen den Einrichtungen finden:

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Reha-Team
    These: Für den Erfolg einer Reha-Einrichtung ist es förderlich, eine berufsgruppenübergreifende, wechselseitige und die Kompetenzen der jeweiligen Berufsgruppen wertschätzende Zusammenarbeit im Reha-Team stärker zu fördern sowie eine stärkere Verteilung der ärztlichen Verantwortung auf das Reha-Team mit abgestimmten Handlungsspielräumen vorzunehmen.
  • Rehabilitandenorientierung insbesondere bei der Therapiezielvereinbarung
    These: Für den Erfolg einer Reha-Einrichtung ist es förderlich, eine individuelle und partizipative Therapiezielentwicklung mit den Rehabilitanden und eine interdisziplinäre Unterstützung der RehabilitandInnen bei der Therapiezielvereinbarung vorzusehen sowie die Therapieziele im Verlauf der Rehabilitation wiederholt aufzugreifen und ggf. anzupassen.
  • Mitarbeiterorientierung insbesondere bei der konzeptuellen Gestaltung des Reha-Angebotes
    These: Für den Erfolg einer Reha-Einrichtung ist es förderlich, von den MitarbeiterInnen gemeinsam geteilte konzeptuelle Ansätze zur Gestaltung der Rehabilitation mit individuellen Handlungsspielräumen zu entwickeln sowie die Teilhabe der MitarbeiterInnen an der berufsgruppenspezifischen wie berufsübergreifenden Konzeptentwicklung zu ermöglichen.

Im Abschlussbericht zum Projekt sind unter anderem ausführlich die Ergebnisse aus den Visitationen, die daraus abgeleiteten Hypothesen zu erfolgsrelevanten Einrichtungsmerkmalen und Empfehlungen für die Reha-Praxis, die Leistungserbringer und die Forschung dargestellt (siehe auch dort die Ergebnisse der Replikation). Die Zusammenfassung des Abschlussberichts enthält eine komprimierte Darstellung.

Die vollständige Pressemitteilung sowie den Abschlussbericht samt Anhang finden Sie hier.

Forschungsportal der Deutschen Rentenversicherung, 19.06.2014