Medizinische Verwendung von Cannabis

Welche Evidenzdaten über die medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden sind verfügbar? Was ist der Unterschied zwischen Cannabispräparaten und Arzneimitteln und warum ist dieser von Bedeutung? Wie ist dieser Themenbereich in der EU geregelt? Diese und andere Fragen sind Gegenstand eines neuen Berichts, der am 4. Dezember 2018 von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) veröffentlicht wurde: „Medical use of cannabis and cannabinoids: questions and answers for policymaking“ (Medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden: Fragen und Antworten für die Politikgestaltung).

Der Bericht trägt der Tatsache Rechnung, dass immer mehr europäische Länder in diesem Bereich politische Strategien und Verfahren entwickeln und daher ein zunehmendes Interesse an diesem Thema besteht. „Viele EU-Länder gestatten inzwischen die medizinische Verwendung von Cannabis oder Cannabinoiden in bestimmter Form oder ziehen eine solche Zulassung in Erwägung“, heißt es in dem Bericht. Allerdings

bestehen hinsichtlich der dabei verfolgten Ansätze erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern – sowohl hinsichtlich der zugelassenen Produkte als auch in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für ihre Bereitstellung. Das Verständnis der vielfältigen nationalen Ansätze ist wichtig, um in der EU eine fundierte politische Debatte über dieses Thema führen zu können.

In dem vorgelegten Bericht wird die aktuelle Praxis in der EU mit Blick auf die Bereitstellung dieser Substanzen für medizinische Zwecke untersucht. Darüber hinaus werden einige der einschlägigen komplexen Fragestellungen beleuchtet, um Orientierungshilfen für Wissenschaft, Politik und Praxis zu geben. In dem Bericht wird festgestellt, dass sich der Begriff der „medizinischen Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden“ auf eine Vielzahl von Produkten und Präparaten beziehen kann, die verschiedene Wirkstoffe enthalten können und auf unterschiedlichem Wege verabreicht werden.

Der Bericht bietet einen aktuellen Überblick über die für die medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden verfügbaren Evidenzdaten. Abschließend wird darauf hingewiesen, dass weitere Forschungsarbeiten und klinische Studien erforderlich sind, um die „erheblichen Lücken in den verfügbaren Evidenzdaten“ zu schließen.

In dem Bericht wird eine Auswahl von Fallstudien aus zahlreichen Drittländern – von den USA über Kanada und Australien bis hin zu Israel – vorgestellt, um unterschiedliche Ansätze für die Zulassung der medizinischen Verwendung von Cannabis zu veranschaulichen.  Darüber hinaus werden die Probleme bei der Entscheidungsfindung in diesem Bereich dargestellt und die vielfältigen Fragestellungen zusammenfassend erläutert, die eine Rolle spielen können, wenn Regierungen über die Zulassung von Cannabis oder Cannabinoiden für die medizinische Verwendung entscheiden. Fragen und Probleme betreffen unter anderem die Art der für Patienten zugelassenen Produkte, die medizinischen Voraussetzungen für ihre Verwendung und die Art der medizinischen und regulatorischen Aufsicht, unter der die Patienten diese Substanzen einnehmen dürfen.

Alexis Goosdeel, Direktor der EMCDDA, erklärt hierzu: „In den meisten Ländern hat sich im Hinblick auf die Bereitstellung von Cannabis oder Cannabinoide enthaltenden Produkten und Präparaten für medizinische Zwecke im Laufe der Zeit ein Wandel vollzogen – oftmals als Reaktion auf die Nachfrage von Patienten oder Produktentwicklungen. Dieser Bericht soll einen objektiven Überblick über die derzeit verfügbaren Evidenzdaten, die aktuelle Praxis und die jüngsten Erfahrungen in diesem sich sehr schnell entwickelnden Bereich geben. Zudem soll das komplexe Geflecht der in der EU und anderen Teilen der Welt verfolgten Ansätze erläutert werden. Und schließlich wird in dem Bericht deutlich, wie wichtig es ist, bei diesem Thema eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, um eine Grundlage für Evaluierungen und Bewertungen zu schaffen.“

Pressestelle der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA), 04.12.2018