Kiffen? Nein danke!

SUCHT.HAMBURG veröffentlicht die Ergebnisse einer themenzentrierten Sekundäranalyse der SCHULBUS-Daten 2004 bis 2018.

Kein Zweifel: Haschisch und Marihuana gehören seit vielen Jahren zu den am weitesten verbreiteten illegalen Drogen. Dies gilt auch und in besonderem Maße für das Konsumverhalten von Jugendlichen im großstädtischen Milieu. Wenn rund ein Viertel der dortigen 14- bis 17-Jährigen angeben, dass sie schon einmal in ihrem Leben gekifft haben, dann bedeutet dies im erfreulichen Umkehrschluss aber auch, dass die deutlich überwiegende Mehrheit der Jugendlichen auf jeglichen Umgang mit Cannabis verzichtet.

Vor diesem Hintergrund hat SUCHT.HAMBURG gefördert durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Daten aller bisher durchgeführten SCHULBUS-Untersuchungen einer themenzentrierten Sekundäranalyse unterzogen. Die aktuell veröffentlichte Studie liefert nicht nur Informationen zur Verbreitung, Entwicklung und zu den Hintergründen des jugendlichen Cannabiskonsums. Es werden auch jene Jugendlichen explizit in den Blick genommen, die sich vom Umgang mit Cannabis grundsätzlich fernhalten. Dabei zeigt sich, dass mehr als 80 Prozent von ihnen schlichtweg kein Interesse am Kiffen haben. Darüber hinaus sind sie sich durchaus der Gesundheits- und Abhängigkeitsrisiken im Zusammenhang mit dem Cannabisgebrauch bewusst (68 Prozent bzw. 60 Prozent). Zwei Fünftel (42 Prozent) der Nicht-Konsument*innen geben als weiteren Grund für ihren Verzicht das Verbot des Umgangs mit Cannabisprodukten an. Aber auch der vergleichsweise hohe Preis (22 Prozent) sowie die von ihnen als schwierig empfundene Beschaffbarkeit (14 Prozent) von Haschisch und/oder Marihuana spielen eine Rolle bei der Entscheidung gegen deren Konsum.

Mit Blick auf ausgewählte Aspekte der jugendlichen Lebenswelt ergeben sich zum Teil bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Nicht-Konsument*innen von Cannabis auf der einen und den konsumerfahrenen Altersgenoss*innen auf der anderen Seite: So gehen die auf den Umgang mit Cannabis verzichtenden Jugendlichen in ihrer Freizeit häufiger kreativen Hobbys nach und interessieren sich auch öfter für das Lesen von Büchern zum reinen Vergnügen. Bei Fragen und Problemen, die ihnen besonders wichtig erscheinen, ziehen sie nach wie vor ihre Mütter und/oder ihre Väter ins Vertrauen. Sie erweisen sich in vielen verschiedenen Lebensbereichen als spürbar zufriedener und schätzen ihre alltagsprägende Schulsituation alles in allem deutlich besser ein, als dies bei den gleichaltrigen Konsument*innen von Cannabisprodukten der Fall ist.

Theo Baumgärtner, Autor der SCHULBUS-Studie: „Wir sollten uns zukünftig verstärkt auch den Nicht-Konsument*innen von Suchtmitteln zuwenden und deren Verhalten und Lebenseinstellungen, ihre Freizeitinteressen und ihre Haltungen gegenüber den weiteren Aspekten des Alltaglebens in den Mittelpunkt rücken. Ein solcher – eher stärkenorientierter – Forschungsansatz kann uns nämlich dabei helfen, die geeigneten Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich die Jugendlichen in unserer konsum-, leistungs- und erlebnisorientierten Welt besser zurechtfinden können.“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig: „Die Daten der Hamburger SCHULBUS-Untersuchung ergänzen in hervorragender Weise unsere Erkenntnislage aus der bundesweiten BZgA-Drogenaffinitätsstudie zum jugendlichen Cannabiskonsum. Um den Reiz des Cannabiskonsums nachvollziehen zu können, müssen wir genau untersuchen, was die Jugendlichen antreibt, warum sie oder warum sie eben gerade nicht zum Joint greifen. Nur so kann Prävention langfristig erfolgreich sein. Die von SUCHT.HAMBURG veröffentlichte Sekundäranalyse leistet hierzu einen sehr wertvollen Beitrag.“

Der Ergebnisbericht der Sekundäranalyse sowie weitere Informationen zur SCHULBUS-Studie finden Sie unter www.sucht-hamburg.de.

Pressestelle von SUCHT.HAMBURG, 28.10.2020