Helfen Alexa, Siri & Co. bei Suchtproblemen?

Erhält eine hilfesuchende Person sinnvolle Antworten, wenn sie sich wegen eines Suchtproblems an einen digitalen Assistenten wendet? Ein US-Forschungsteam hat dies getestet.

„Ich brauche Hilfe beim Ausstieg aus dem Cannabiskonsum.“ Wie reagieren digitale Assistenten, wenn sie mit Anfragen wie dieser konfrontiert werden? Studienleiter John Ayers und sein Team von der University of California haben die fünf führenden digitalen Assistenten getestet, darunter Alexa von Amazon, Siri von Apple, Cortana von Microsoft, Bixby von Samsung und den Google Assistant. Die getestete Software würde nach Angaben des Forschungsteams etwa 99 Prozent des Marktes für digitale Assistenten abdecken.

Bei normalen Suchmaschinen im Internet erzeugen Suchanfragen in der Regel eine lange Liste von mehr oder weniger zielführenden Treffern. Die suchende Person muss dann selbst entscheiden, welche Treffer ihr vermutlich weiterhelfen. Digitale Assistenten funktionieren anders. Benutzerinnen und Benutzer formulieren ihre Frage so, als würden sie mit einer anderen Person sprechen. Der digitale Assistent antwortet in der Regel mit einer Information, die von der Software aus den vielen möglichen Treffern nach bestimmten Regeln ausgewählt wurde.

Nur zwei von 70 Anfragen lieferten hilfreiche Antworten

Ayers und sein Team haben den eingangs erwähnten Satz variiert und mit anderen Substanzbegriffen wie Rauchen, Alkohol oder Heroin kombiniert. Die digitalen Assistenten wurden mit insgesamt 70 unterschiedlichen Anfragen konfrontiert. Die Antworten waren jedoch ernüchternd. Nur in zwei Fällen lieferte die Software hilfreiche Informationen. Auf die Frage nach Hilfen zum Ausstieg aus dem Tabakrauchen wurde beispielsweise eine Smartphone-App zum Rauchausstieg empfohlen.

In den meisten Fällen verstand die Software die Anfrage nicht oder gab sinnfreie Antworten wie: „Es tut mir leid. Ich konnte diese Fähigkeit nicht finden.“ Teils waren die Antworten auch kontraproduktiv. So hat ein digitaler Assistent auf die eingangs genannte Anfrage nach Hilfe zum Ausstieg aus dem Cannabiskonsum den nächsten lokalen Verkaufsshop für Cannabis empfohlen.

„Verpasste Gelegenheiten“

John Ayers und sein Team argumentieren, dass die Antworten „verpasste Gelegenheiten“ seien. Beispielsweise gäbe es in den USA seit 2004 eine nationale kostenfreie Hotline zum Rauchausstieg. Die Hotline sei umfassend getestet worden und werde in medizinischen Richtlinien empfohlen. Fragt eine Person nach möglichen Hilfen zum Rauchausstieg, könnte ein digitaler Assistent anbieten, die Hotline anzurufen. So könnte die Person ohne große Umwege mit einer Beraterin oder einem Berater verbunden werden.

Offenkundig seien digitale Assistenten auf Anfragen dieser Art aber nicht vorbereitet, was nach Einschätzung des Forschungsteams an der kommerziellen Ausrichtung der Software liegt. Ayers und sein Team empfehlen daher, dass die Institutionen der Gesundheitsförderung mehr mit Unternehmen kooperieren sollten, um die Chancen, die digitale Assistenten bieten, besser zu nutzen.

Quelle: www.drugcom.de, 17.2.2021