Geistige Behinderung und problematischer Substanzkonsum

Das Bundesmodellprojekt aktion:beratung soll es Fachkräften der Sucht- und Behindertenhilfe ermöglichen, suchtmittelkonsumierende Menschen mit geistiger Behinderung adäquat zu beraten. Am 1. September 2018 ist in Wiesbaden das Bundesmodellprojekt „aktion:beratung – einfach.gut.beraten“ gestartet. Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt soll eine Lücke im Hilfesystem der Versorgung für geistig behinderte Menschen mit Substanzkonsum schließen.

Erfreulicherweise ist die Beteiligung von Menschen mit geistiger Behinderung am gesellschaftlichen Leben aufgrund der neuen gesetzlichen Bestimmungen verbessert worden. Vor allem durch das Bundesteilhabegesetzt sind hierzu eine Reihe von Maßnahmen verabschiedet worden, die die Rechte von behinderten Personen deutlich stärken. Dadurch können Personen mit geistiger Behinderung selbstbestimmter ihr Leben gestalten, sind aber auch den Gefahren im Umgang mit Alkohol und Drogen ausgesetzt.

Das System der Suchthilfe, aber auch der Behindertenhilfe, erkennt hier eine offensichtliche Versorgungslücke. Denn es fehlt noch die Erfahrung im Umgang mit dieser Zielgruppe. Mit vorhandenen Konzepten können die Betroffenen bislang nicht adäquat erreicht und versorgt werden. Von daher ist die Entwicklung eines spezifischen Konzeptes erforderlich.

Exakt hier setzt das Projekt aktion:beratung an, indem am Modellstandort Wiesbaden ein Beratungskonzept für Personen mit geistiger Behinderung erarbeitet und erprobt wird. Die Projektpartner Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. (JJ) und der Evangelische Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM) haben sich zum Ziel gesetzt, zunächst ein Beratungshandbuch mit Praxisanleitung zu entwickeln. Zudem soll eine Online-Datenbank als Informations- und Medienpool konzipiert werden. Dadurch können die Erkenntnisse, aber auch die neuen Praxisansätze, anderen Regionen zur Verfügung gestellt werden.

Ein wichtiger Baustein im Projekt aktion:beratung ist die Partizipation von Menschen mit geistiger Behinderung an der Projektdurchführung. Hierzu werden Kontakte zu den Selbstvertretungsorganisationen und Fachverbänden hergestellt, um möglichst viele Unterstützer im Rahmen des Projektes einbeziehen zu können.

Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation erfolgt durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt sowie durch den Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda.

Weitere Informationen zu dem Bundesmodellprojekt erhalten Sie unter www.aktionberatung.de oder per Mail info@aktionberatung.de.

Pressemeldung aktion:beratung, 30.10.2018