Europäischer Drogenbericht 2016

EDR_2016_CoverAm 31. Mai 2016 stellte die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon den „Europäischen Drogenbericht 2016: Trends und Entwicklungen“ vor. Ein Schwerpunkt ist die Bedrohung durch Drogenmärkte im Internet und das kontinuierliche Auftreten Neuer Psychoaktiver Substanzen. Die EMCDDA äußert sich zudem besorgt über die Zunahme der Todesfälle durch Überdosierung in einigen Ländern. Der zuständige Europäische Kommissar für Migration, Inneres und Bürgerschaft Dimitris Avramopoulos: „Neue psychoaktive Substanzen, Stimulanzien, Heroin und andere Opioide werden weiterhin in starkem Maße nachgefragt und angeboten, was erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hat.“ Der Europäische Drogenbericht 2016 sei daher „für europäische Entscheidungsträger ein hilfreiches Instrument für die Gestaltung von politischen Strategien und Maßnahmen zur Drogenbekämpfung.“

Die Anzahl, Art und Verfügbarkeit Neuer Psychoaktiver Stoffe haben auf dem europäischen Markt weiter zugenommen. Derzeit werden über 560 neue psychoaktive Substanzen von der EMCDDA beobachtet. 2015 wurden 98 Substanzen erstmals gemeldet (gegenüber 101 im Jahr 2014). Synthetische Cannabinoide und synthetische Cathinone stehen ganz oben auf der Liste der gemeldeten neuen Substanzen (24 bzw. 26). Zusammen machten diese beiden Gruppen im Jahr 2014 fast 80 Prozent der 50.000 Sicherstellungen von neuen psychoaktiven Substanzen bzw. über 60 Prozent der beschlagnahmten Menge von vier Tonnen aus. Im Bericht wird dazu Folgendes festgestellt: „Junge Konsumenten fungieren womöglich unwissentlich als menschliche Versuchskaninchen für Substanzen, deren potenzielle Gesundheitsrisiken weitgehend unbekannt sind.“

Deutschland hat zügig gehandelt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat bereits im vergangenen Jahr einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Verbreitung Neuer Psychoaktiver Stoffe erarbeitet. Der Entwurf des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (NpSG) wurde am 4. Mai 2016 vom Bundeskabinett verabschiedet. Am 2. Juni 2016 wird der Gesetzesentwurf im Deutschen Bundestag in Erster Lesung beraten. Sofern das Parlament zustimmt, kann das NpSG bis zum Jahresende 2016  in Kraft treten.

Marlene Mortler: „Jede Droge ist gefährlich. Das gilt gerade auch für die vielen aus ausländischen Drogenküchen auf den deutschen Markt gespülten so genannten Legal Highs. Sie gaukeln als ‚Kräutermischungen‘ oder ‚Badesalze‘ eine vermeintliche Harmlosigkeit vor, die sie allerdings nicht haben. Im Gegenteil. Im vergangenen Jahr sind allein in Deutschland 39 Menschen nach dem Konsum von Neuen Psychoaktiven Stoffen ums Leben gekommen. Dem Spiel mit dem Tod machen wir mit dem Gesetz ein Ende. Es ist uns gelungen, die juristisch hochkomplexe Materie in Hochgeschwindigkeit in Gesetzesform zu bringen. Mit dem Verbot ganzer Stoffgruppen schützen wir wirksam die Gesundheit.“

Synthetische Cannabinoide, die als ‚legaler‘ Ersatz für Cannabis verkauft werden, können hochgiftig sein. Der Europäische Bericht informiert ausführlich über entsprechende Vorkommnisse und Todesfälle. So gab die EMCDDA im Februar 2016 eine Warnung bezüglich des synthetischen Cannabinoids MDMB-CHMICA heraus, das in Europa seit 2014 mit 13 Todesfällen und 23 nicht tödlichen Vergiftungen in Verbindung gebracht wurde. Das synthetische Cathinon alpha-PVP wurde seit 2011 mit fast 200 akuten Vergiftungen und mehr als 100 Todesfällen in Verbindung gebracht.

Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten, 31.05.2016

Geschätzter Drogenkonsum in der Europäischen Union

Den geschätzten Drogenkonsum in der Europäischen Union zeigt auf einen Blick folgende Grafik aus dem aktuellen Bericht:

Grafik entnommen aus: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2016), Europäischer Drogenbericht 2016: Trends und Entwicklungen, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, S. 15

Grafik entnommen aus: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2016), Europäischer Drogenbericht 2016: Trends und Entwicklungen, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, S. 15