Einfluss von COVID-19 auf Konsum von Cannabis und Ecstasy am größten
Neue Ergebnisse des European Web Survey on Drugs, die aktuell von der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Konsummuster bei Cannabis und Ecstasy am stärksten von den COVID-19-Beschränkungen betroffen sind. Die Europäische Online-Befragung zum Thema Drogen ergab, dass der Konsum von Cannabiskraut zugenommen, der Konsum der „Partydroge“ MDMA/Ecstasy jedoch zurückgegangen ist.
Die Erhebung fand zwischen März und April 2021 in 30 Ländern (21 EU-Mitgliedsstaaten und neun Nicht-EU-Staaten) statt, als viele Bevölkerungsgruppen vom COVID-19-bedingten Lockdown betroffen waren. Sie richtete sich an Personen ab 18 Jahren, die Drogen konsumiert haben, und soll das Verständnis für Drogenkonsummuster in Europa verbessern und zur Gestaltung zukünftiger Drogenpolitik und Maßnahmen beitragen.
Antworten von 50 000 Europäer:innen
Fast 50.000 Erwachsene (48.469) nahmen an der Erhebung in 21 EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz (Fact sheet mit Ergebnissen) teil. Cannabis war die am häufigsten konsumierte Droge: 93 Prozent der Befragten gaben an, sie in den letzten zwölf Monaten konsumiert zu haben, wobei zwischen den Ländern nur geringe Unterschiede bestehen. MDMA/Ecstasy (35 Prozent), Kokain (35 Prozent) und Amphetamin (28 Prozent) waren die am zweithäufigsten gemeldeten illegalen Substanzen, wobei die Reihenfolge der drei Drogen von Land zu Land variierte. Etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) gab an, im untersuchten Zeitraum mehr Cannabis konsumiert zu haben, 42 Prozent gaben einen geringeren Konsum von MDMA/Ecstasy an.
Die Erhebung ergab, dass ein Fünftel (20 Prozent) der Stichprobe im letzten Jahr LSD konsumiert hatte, 16 Prozent hatten neue psychoaktive Substanzen und 13 Prozent hatten Ketamin konsumiert. Drei Prozent der Befragten meldeten Heroinkonsum. Die Gruppe der Heroinkonsument:innen war zwar klein, aber mehr als ein Viertel davon (26 Prozent) gab an, diese Droge im untersuchten Zeitraum häufiger konsumiert zu haben.
Die aktuell vorgestellten Daten beziehen sich auf eine Stichprobe von Menschen, die in den zwölf Monaten vor der Erhebung mindestens eine illegale Droge konsumiert haben. Online-Befragungen sind zwar nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung, können aber bei sorgfältiger Durchführung und in Kombination mit traditionellen Datenerhebungsmethoden dazu beitragen, ein detaillierteres, realistischeres und zeitnahes Bild des Drogenkonsums und der Drogenmärkte in Europa zu gewinnen. Mehr als 100 Organisationen nahmen an der Initiative teil, darunter die nationalen Reitox-Knotenpunkte, Universitäten und Nichtregierungsorganisationen.
Westliche Balkanländer
Neu in der Runde 2021 war die Teilnahme von Partnern der EU-Drogenbeobachtungsstelle aus den westlichen Balkanländern (Fact sheet mit Ergebnissen) im Rahmen des technischen Hilfsprojekts IPA7.
Mehr als 2.000 Erwachsene (2.174) aus Albanien, dem Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien nahmen an der Erhebung teil. Die meisten Befragten (91 Prozent) gaben an, in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben, gefolgt von Kokain (38 Prozent), MDMA/Ecstasy (22 Prozent) und Amphetamin (20 Prozent). Auch hier gab etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) an, im untersuchten Zeitraum mehr Cannabis konsumiert zu haben, und 34 Prozent gaben an, weniger MDMA/Ecstasy konsumiert zu haben.
Fast jeder sechste Befragte (17 Prozent) gab an, in den letzten zwölf Monaten NPS konsumiert zu haben, während neun Prozent angaben, LSD konsumiert zu haben. Acht Prozent der Befragten antworteten, dass sie sowohl Heroin als auch Methamphetamin konsumiert haben.
Vom „Night Life“ zum „Home Life”
Als häufigstes Setting für Drogenkonsum wurde das häusliche Umfeld genannt (85 Prozent der Befragten in der EU/Schweiz und 72 Prozent in den westlichen Balkanstaaten), ein Muster, das durch den COVID-19-Lockdown und die Schließung von Nachtclubs verstärkt wurde. Diese Ergebnisse erklären sich durch die angegebenen Beweggründe für den Substanzkonsum. Die am häufigsten genannten Motive für den Cannabiskonsum waren Entspannung, high sein und besser schlafen können, während mit MDMA/Ecstasy Euphorie und das Erleben des sozialen Miteinanders verstärkt werden sollen.
Alexis Goosdeel, Direktor der EMCDDA, erklärt hierzu: „Internetumfragen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Beobachtung des sich verändernden Drogenproblems in Europa. Sie helfen uns, mit einer innovativen Methoden eine wichtige Zielgruppe zu erreichen. Die heutigen Ergebnisse zeugen von der großen Vielfalt der in Europa verfügbaren Drogen und liefern wertvolle Informationen über sich abzeichnende Trends und sich verändernde Konsummuster während der COVID-19-Pandemie.“
Pressestelle der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA), 20.1.2022