Europa-Konferenz Chronische Krankheiten

EUR/RC66/11: Action plan for the prevention and control of noncoIn Europa sollen vorzeitige Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 Prozent verringert werden. Die Teilnehmer der Konferenz „The European Response to Chronic Diseases – the Role of Civil Society“, die am 12. und 13. Dezember 2016 in Brüssel stattgefunden hat, bestätigten damit die Ziele des neuen Aktionsplans der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa. Die WHO sieht zur Bekämpfung von Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes und chronischen Atemwegserkrankungen vor allem Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung, von mehr körperlicher Bewegung, der Luftreinhaltung sowie der Verbesserung von Lebensmittelprodukten vor.

Für Deutschland nahm die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) an der EU-Konferenz teil. Die WHO entwirft in ihrem „Aktionsplan zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten 2016 – 2025“ die Zukunftsvision eines Europas, das frei von nichtübertragbaren Krankheiten, vorzeitigen Todesfällen und vermeidbaren Behinderungen ist. Um diese Ziele zu erreichen, sollen die wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen bekämpft werden. Krankheitsfördernd sind vor allem Tabak- und Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Adipositas und Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung. „Auf dem Weg zur Vermeidung der chronischen Krankheiten haben wir Fortschritte gemacht“, berichtet DANK-Sprecher Dr. Dietrich Garlichs. „Aber es existieren in Europa teilweise erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern, und Deutschland liegt in vielen Bereichen deutlich zurück.“

Wie die neuesten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegen, hat Deutschland etwa einen überdurchschnittlichen Alkoholkonsum in Europa. Während im Schnitt jeder EU-Bürger pro Jahr zehn Liter puren Alkohol trinkt, sind es in Deutschland elf Liter – Spitzenkonsument ist Litauen mit 14 Litern pro Kopf und Jahr, Schweden und Italiener trinken hingegen mit etwa sieben Litern deutlich weniger. Beim Rauchen belegt Deutschland einen schlechten 15. Platz unter den 28 EU-Ländern. Beim Obst- und Gemüseverzehr landet Deutschland laut OECD-Index sogar auf dem drittletzten Platz unter 28 EU-Staaten.

Unausgewogene Ernährungsmuster haben direkte Auswirkungen auf Erkrankungsraten. So stellte kürzlich der Euro Herz Index fest, dass Deutschland bei der Herzgesundheit aufgrund eines ungesunden Lebensstils mit zu hohem Zucker- und Alkoholkonsum sowie zu wenig Gemüse- und Obstverzehr beim Vergleich von 30 europäischen Ländern nur Rang 14 einnimmt – trotz seiner leistungsstarken Krankenversorgung. „Wir verfügen gewissermaßen über einen hochwertigen Reparaturbetrieb, was das Herz betrifft“, resümiert DANK-Sprecher Garlichs. „Noch wichtiger wäre es allerdings, diese Erkrankungen überhaupt gar nicht erst entstehen zu lassen.“

Um hier voranzukommen, empfiehlt der WHO-Europaplan die Nutzung von Steuern, um die Nachfrage nach Tabak, Alkohol sowie Nahrungsmitteln und Getränken mit hohem Gehalt an Zucker, Fett und Salz zu beeinflussen. Schließlich wirbt der Aktionsplan für veränderte Rezepturen von Lebensmittelprodukten: Transfette und gesättigte Fette sollten durch ungesättigte Fette ersetzt, Salz- und Zuckergehalt reduziert werden. „Diese Bereiche stellen für Deutschland fraglos zentrale Handlungsfelder dar, wenn wir bei der Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten vorankommen wollen“, betont DANK-Sprecher Garlichs.

Zusammenfassung/Exzerpt aus: „Health at a Glance: Europe 2016 – State of Health in the EU Cycle“, Chapter 4: Determinants of health. © OECD/European Union 2016

  • Smoking among children (15-year-olds)
    Deutschland: 17. Platz von 27
    Im EU-Durchschnitt rauchen 14 Prozent der Jungen und Mädchen mindestens einmal wöchentlich. Deutschland liegt hier im Durchschnitt. 15 Prozent der Jungen und 13 Prozent der Mädchen rauchen einmal wöchentlich. In Schweden sind es nur sieben Prozent der Mädchen und sechs Prozent der Jungen, in Island (nicht EU-Mitglied) sind es nur drei Prozent der Jungen und Mädchen.
  • Adults smoking daily
    Deutschland: 15. Platz von 28
    In allen EU-Staaten ist der Anteil der rauchenden Erwachsenen im Vergleich zum Jahr 2000 rückläufig, besonders bei Männern konnte der Anteil deutlich gesenkt werden. Trotzdem rauchen im EU-Durchschnitt noch 21 Prozent der Bürger. Deutschland liegt genau im EU-Durchschnitt, während die skandinavischen Länder deutlich niedrigere Prozentsätze verzeichnen können (z. B. Schweden: zwölf Prozent).
  • Drunkenness among 15-year-olds
    Deutschland: 13. Platz von 27
    Im EU-Durschnitt waren 24 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 27 Prozent der 15-jährigen Jungen schon mindestens zweimal in ihrem Leben betrunken. In Deutschland geben dies 23 Prozent der Mädchen und 26 Prozent der Jungen an. In Luxemburg beträgt der Anteil 14 und 15 Prozent (Mädchen und Jungen), in Island sogar nur sechs Prozent der Mädchen und Jungen.
  • Alcohol consumption among adults
    Deutschland: 18. Platz von 28
    Die EU verzeichnet den höchsten Alkoholkonsum weltweit. Im Durchschnitt trinkt jeder EU-Bürger zehn Liter puren Alkohol im Jahr. In Deutschland sind es fast elf Liter, und während der Konsum im EU-Durchschnitt seit dem Jahr 2000 gesunken ist, ist er in Deutschland fast konstant geblieben. In Litauen trinken die Menschen über 14 Liter pro Kopf, während es in Schweden nur gut sieben Liter sind und in Italien etwas über sieben Liter. Beim regelmäßigen so genannten Komasaufen verzeichnet Deutschland den fünfthöchsten Anteil in der EU-Region. Über 40 Prozent der deutschen Männer ‚besaufen‘ sich regelmäßig. Bei den Frauen in Deutschland sind es immerhin 25 Prozent.
  • Measured overweight (including obesity) among children at various ages
    Deutschland: 15. Platz von 22
    Im EU-Durchschnitt sind 21 Prozent der Mädchen und 23 Prozent der Jungen übergewichtig oder adipös. Deutschland verzeichnet bei den 12- bis 16-jährigen Kindern/Jugendlichen 22 Prozent übergewichtige oder adipöse Mädchen und 27 Prozent Jungen. In Polen wurden die 13- bis 18-Jährigen gemessen und dort sind neun Prozent der Mädchen übergewichtig oder adipös und 21 Prozent der Jungen. Weltweit und in der EU hat der Anteil an übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen zugenommen.
  • Self-reported obesity among adults
    Deutschland: 15. Platz von 28
    16 Prozent der Erwachsenen in der EU sind adipös (self-reported). Deutschland liegt mit 17 Prozent knapp über dem Durchschnitt. Am schlechtesten schneidet Malta mit 26 Prozent ab, am besten Rumänien mit neun Prozent. Ähnlich wie beim Rauchen ist das Bildungslevel ein entscheidender Faktor für den Anteil an adipösen Menschen in einer Gesellschaft. Menschen mit niedrigerem Bildungsstand sind im EU-Durchschnitt zu 21 Prozent adipös, Menschen mit hohem Bildungslevel nur zu elf Prozent. In Deutschland sind Bürger mit niedrigem Bildungslevel zu 25 Prozent adipös, während nur 13 Prozent der gut ausgebildeten Bürger in Deutschland als adipös gelten.

Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, 14.12.2016