Durch Alkohol in die Notaufnahme

Notfallmediziner am Jenaer Uniklinikum behandeln mehr als 600 alkoholisierte Patienten jährlich. Foto: UKJ/ Anna Schroll

Notfallmediziner am Jenaer Uniklinikum behandeln mehr als 600 alkoholisierte Patienten jährlich. Foto: UKJ/ Anna Schroll

Alkoholisierte Patienten sind ein alltägliches Problem in der Notaufnahme: Allein im Jahr 2011 behandelten die Mediziner der Zentralen Notfallaufnahme (ZNA) am Universitätsklinikum Jena (UKJ) über 600 alkoholisierte Patienten, dies entspricht etwa 2,5 Prozent aller Patienten der ZNA. Doch wann werden die meisten alkoholisierten Patienten versorgt? Und ist der maßlose Umgang mit Alkohol ein Phänomen der Jugend? Um diese Fragen zu beantworten, untersuchten die Mediziner der ZNA und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am UKJ die alkoholisch bedingten Aufnahmen am Jenaer Uniklinikum in den Jahren 2010 und 2011.

Die Anzahl alkoholisierter Patienten steigt: Während 2010 580 Patienten alkoholbedingt aufgenommen wurden, waren es im darauffolgenden Jahr 632. Etwa zwei bis drei Patienten wöchentlich besitzen einen deutlich erhöhten Promillewert, damit bezeichnen Mediziner Werte ab zwei Promille. „Wer bei diesen Patienten ausschließlich an Jugendliche nach einer langen Partynacht denkt, liegt falsch“, so Dr. Steffen Herdtle, Oberarzt an der ZNA des UKJ. Denn die Studie zeigt, dass auch Personen über 50 Jahre besonders häufig alkoholbedingt aufgenommen wurden. Insgesamt sind etwa 80 Prozent aller Patienten männlich.

Die Jenaer Notfallmediziner behandeln diese Patienten meist in den nächtlichen Stunden zwischen 20.00 und 5.00 Uhr, etwa die Hälfte der Betroffenen zwischen Freitag und Sonntag. Zudem gibt es in den Sommermonaten Spitzenwerte. „Vor allem an Tagen mit besonderen Ereignissen oder an Feiertagen wie am Männer- bzw. Vatertag werden mehr Patienten als sonst aufgrund ihres Alkoholkonsums in der Notfallaufnahme behandelt“, bestätigt Herdtle.

„Bei alkoholisierten Patienten sprechen wir von Hochrisikopatienten“, sagt Herdtle. Oft ist unklar, ob die Beschwerden des gestürzten Patienten alkoholbedingt oder durch Blutungen im Kopf entstehen. „Deshalb fällt die Diagnostik bei diesen Patienten sehr gründlich aus, vor allem die bildgebenden Verfahren“, bestätigt Herdtle. Die Mediziner benötigen bei der Behandlung alkoholisierter Patienten ein besonderes Maß an Professionalität, um speziell auf sie einzugehen.

Während die Studie die meisten Erwartungen der Mediziner hinsichtlich Uhrzeit und Häufigkeit der Aufnahme von alkoholisierter Patienten bestätigte, gab es auch eine überraschende Erkenntnis: Die Ergebnisse am Jenaer Klinikum stimmen mit den Resultaten einer ähnlichen japanischen Studie exakt überein – sowohl die Verteilung der Geschlechter und des Alters, als auch die Häufigkeit und der Zeitpunkt der Aufnahme alkoholisierter Patienten.

Pressestelle des Universitätsklinikums Jena, 21.07.2016