DHS Jahrbuch Sucht 2021 erschienen

Das Mitte April veröffentlichte DHS Jahrbuch Sucht 2021 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) fasst die neuesten Zahlen, Daten und Fakten zu legalen und illegalen Suchtstoffen sowie zum Thema Glücksspiel zusammen und informiert über die Suchthilfe in Deutschland.

Alkohol

Im internationalen Vergleich zählt Deutschland beim Alkohol nach wie vor zu den Hochkonsumländern, mit entsprechend hohen gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung. „Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, den nationalen Alkoholkonsum zu reduzieren“, betont DHS Experte Dr. Peter Raiser. „Während der Corona-Pandemie gibt es Hinweise auf veränderten Alkoholkonsum. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen wird Zuhause mehr getrunken. Bislang liegen jedoch kaum belastbare Studien zu diesem Thema vor. Der Forschungsbedarf zu den Auswirkungen der Pandemie auf das Suchtverhalten ist groß.“

Die Entwicklung des Pro-Kopf-Konsums für die zurückliegenden Jahre nennt das neue DHS Jahrbuch Sucht: 10,7 Liter Reinalkohol konsumierte jede und jeder Deutsche im Alter ab 15 Jahren im Jahr 2018. Damit stieg der Konsum im Vergleich zum Vorjahr wieder. Zuvor war er von 14,4 Litern Reinalkohol im Jahr 1970 auf 10,5 Liter im Jahr 2017 gesunken. Zwischen 2010 und 2018 stagnierte der Alkoholkonsum weitgehend auf vergleichsweise hohem Niveau. Gerade der Vergleich mit europäischen Nachbarn zeigt, dass die Deutschen mit ihrem Alkoholkonsum weit vorne liegen. In Deutschland sind Hochrechnungen zufolge rund 1,6 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren alkoholabhängig. Etwa 1,4 Millionen Menschen konsumieren Alkohol missbräuchlich, d. h., sie trinken große Mengen oder zeigen unter Alkoholeinfluss riskantes Verhalten.

Tabak

Der Anteil der Raucherinnen und Raucher ist in Deutschland seit einigen Jahren rückläufig. Im Jahr 2017 rauchten 26 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen (ab 15 Jahre und älter). Bei Jugendlichen zeichnet sich seit rund 15 Jahren ein Trend zum Nichtrauchen ab. Dennoch ist das Rauchen in den Industrienationen das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Rund 127.000 Menschen starben im Jahr 2018 allein in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,3 Prozent aller Todesfälle.

Deutlich gestiegen ist im Jahr 2020 der Verbrauch von Feinschnitt: Er lag bei 26.328 Tonnen (plus 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das entspricht etwa 39,5 Mrd. selbstgedrehten Zigaretten. Möglicherweise ist dies auf die besonderen Handelsbedingungen und Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurückzuführen: Da viele Urlaubsreisen in Nachbarländer pandemiebedingt ausfielen, suchte ein Teil der Raucherinnen und Raucher nach Alternativen zu den preisgünstigeren Zigaretten im Ausland und griff wohl vermehrt zum Feinschnitt, um selbst Zigaretten zu drehen, so die Einschätzung im DHS Jahrbuch Sucht 2021.

Der Konsum von (Wasser-)Pfeifentabak schnellte im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 44,3 Prozent auf 5.989 Tonnen in die Höhe. „Dies dürfte insbesondere auf die seit einigen Jahren anhaltende Beliebtheit des speziellen Wasserpfeifentabaks zurückzuführen sein, der vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zuhause oder in so genannten Shisha-Bars geraucht wird“, berichten die Expertinnen und Experten. Auch der Verbrauch von Zigarren/Zigarillos stieg 2020 gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent auf 2,7 Mrd. Stück.

Dahingegen ist der Konsum von Fertigzigaretten seit Beginn der 2000er Jahre nach und nach gesunken. 73,8 Mrd. Fertigzigaretten verbrauchten die Deutschen im Jahr 2020. Dies entspricht einem Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch betrug 888 Zigaretten.

Rund 28,8 Mrd. Euro (plus 5,0 Prozent) gaben Konsumierende im Jahr 2020 für Tabakwaren aus. Die Nettoeinnahmen aus der Tabaksteuer stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 14,6 Mrd. Euro.

Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten

Schätzungen zufolge sind etwa 1,5 bis 1,9 Millionen Menschen in Deutschland medikamentenabhängig, insbesondere von Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine und Z-Substanzen) sowie von opioidhaltigen Schmerzmitteln. Betroffen sind vor allem ältere Frauen, weil sie häufig über einen langen Zeitraum Psychopharmaka verschrieben bekommen.

Der Missbrauch und die Abhängigkeit von Medikamenten erhöhen sich weiter, wie Studien zeigen. Vor allem die missbräuchlich häufige oder unnötig hoch dosierte Anwendung, teils auch die Gewöhnung an nicht-opioidhaltige Schmerzmittel, ist bei hochgerechnet 1,6 Millionen bis 3,9 Millionen der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland zu beobachten.

Illegale Drogen

Rund 15,2 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren und etwa 481.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren haben aktuellen Schätzungen zufolge zumindest einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert.

Cannabis nimmt sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen die prominenteste Rolle ein: 368.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren haben in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert. Bei den 18- bis 64-jährigen Erwachsenen waren es ca. 3,7 Millionen. Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind 309.000 Personen in Deutschland abhängig von Cannabis. Eine Kokainabhängigkeit liegt bei 41.000 und eine Amphetamin-Abhängigkeit bei 103.000 Personen vor.

1.581 drogenbedingte Todesfälle wurden im Jahr 2020 in Deutschland registriert (2019: 1.398 Drogentote).

Hilfe bei Suchtproblemen: DHS Suchthilfeverzeichnis

Hilfe bei Suchtproblemen finden Betroffene und ihre Angehörigen, Fachleute und Interessierte im DHS Suchthilfeverzeichnis unter: www.suchthilfeverzeichnis.de. Mit verbesserten Suchfunktionen bietet das Serviceangebot nach einer grundlegenden Überarbeitung jetzt umfassende Informationen zu über 1.600 Einrichtungen der ambulanten und stationären Suchthilfe in Deutschland.

Das Jahrbuch Sucht 2021 ist im Verlag Pabst Science Publishers erschienen.

Pressestelle der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), 14.4.2021