DBDD-Bericht 2021 zur Situation illegaler Drogen

Workbook Drogen

Am 18.11.2021 hat die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) ihren jährlichen Bericht veröffentlicht. Dieser bietet einen vollständigen Überblick über das Konsumverhalten in der Altersgruppe der 12- bis 64-Jährigen. Darüber hinaus fasst er Hintergrundinformationen sowie aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminderung und Bekämpfung des Angebots zur Verbreitung illegaler Drogen in Deutschland zusammen.

Corona-Pandemie

Im Bericht werden mehrere Studien zum Konsum von Cannabis und anderen illegalen Substanzen während der Corona-Pandemie vorgestellt. Es zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Die Auswirkungen der Pandemie unterscheiden sich je nach Lebenssituation und vorherigem Konsumverhalten. In zwei deutschen Studien nennen Cannabiskonsumierende die Zunahme von Stress, Ängsten, Langeweile oder sehr viel Freizeit als Konsummotive.

Cannabis ist nach wie vor die mit Abstand am weitesten verbreitete illegale Substanz in Deutschland bei insgesamt steigenden Wirkstoffgehalten. So hat sich der THC-Gehalt von Cannabisharz seit dem Jahr 2010 (6,8 Prozent) bis zum Jahr 2020 (20,4 Prozent) verdreifacht. Langzeittrends der ambulanten und stationären Suchtbehandlung zeigen, dass im Jahr 2020 der Anteil der erstmalig aufgrund von Cannabinoiden Behandelten erneut gestiegen ist.

Die Corona-Pandemie hat in Deutschland auch Auswirkungen auf das Suchthilfesystem. Auch wenn keine repräsentativen Daten zur Situation des Suchthilfesystems verfügbar sind, geht aus Umfragen hervor, dass u. a. Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen dazu führten, dass Beratungs- und Behandlungsangebote nur noch reduziert und/oder eingeschränkt möglich waren. Online-Angebote wurden, wo möglich, ausgebaut, um die Betroffenen weiterhin unterstützen zu können.

Die geschäftsführende Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, mahnt: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. 2020 wurden fast ein Drittel weniger Suchtpräventionsmaßnahmen dokumentiert als im Jahr davor. Viele Maßnahmen sind weggefallen, da der persönliche Kontakt nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war. Selbsthilfegruppen konnten nicht wie gewohnt stattfinden, Präventionsmaßnahmen im Schulbereich gingen um zehn Prozent zurück. Wir haben hier dringenden Handlungsbedarf, denn die Suchthilfe wird mehr gebraucht denn je! Niedrigschwellige Angebote müssen erreichbar sein. Alle müssen jetzt an einem Strang ziehen: die Akteure der Suchthilfe, aber auch Kommunen und Länder, wenn es darum geht, schnell und pragmatisch effektive Angebote zu ermöglichen.“

Für die substitutionsgestützte Therapie von Opioidkonsumierenden wurden die Rahmenbedingungen flexibilisiert, um auch unter Pandemie-Bedingungen diese lebenswichtige Versorgung aufrechtzuerhalten. 2020 wurden am Stichtag (1. Juli) 81.300 Personen substituiert; dies ist ein kleiner Zuwachs gegenüber den Vorjahren.

Drogentodesfälle und Modellprojekt „Naltrain“

Im Jahr 2020 kamen 1.581 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen ums Leben. Dies ist der höchste Wert seit 20 Jahren. Nach wie vor ist der Konsum von Opioiden die häufigste Todesursache. Das Notfallmedikament Naloxon, das durch Laien eingesetzt werden kann, um bei einer Opioidüberdosis Leben zu retten, wird aktuell in 18 Städten im Rahmen von Notfallschulungen an Drogenkonsumierende vergeben. 2021 hat das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte neue Modellprojekt „Naltrain“ seine Fahrt aufgenommen. Ziel ist es, den Ausbau der Notfalltrainings mit Naloxonvergabe bundesweit wissenschaftlich evaluiert voranzubringen.

Esther Neumeier, Leiterin der DBDD: „Die Wirksamkeit der Vergabe von Naloxon an Laien ist wissenschaftlich gut belegt und wird unter anderem von der WHO empfohlen. Dass sie nun in Deutschland flächendeckend ausgebaut wird, ist ein wichtiger Schritt in Richtung evidenzbasierte Schadensminderung. In diesem Zusammenhang wäre auch der weitere Ausbau von Drogenkonsumräumen in Deutschland als evidenzbasierte Maßnahme zur Verhinderung von Drogentodesfällen wünschenswert.“

Der Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht erscheint jährlich und fasst als Teil des europäischen Drogenbeobachtungssystems die Situation illegaler Drogen in Deutschland zusammen.

Weitere Informationen zum Thema sowie den vollständigen Bericht finden Sie unter www.dbdd.de

Gemeinsame Pressemitteilung des BMG und der DBDD, 18.11.2021