Drogensituation in Deutschland 2013/2014: Neue Entwicklungen und Trends
Im November 2014 wurde der aktuelle Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), der so genannte REITOX-Bericht veröffentlicht. Er liefert umfangreiches Zahlenmaterial über die Entwicklung des Drogenkonsums in Deutschland.
Nach den aktuellen Daten zur Verbreitung des Drogenkonsums unter Erwachsenen nimmt Cannabis unverändert die vorderste Position ein: 0,5 Prozent der deutschen Erwachsenen sind abhängig von Cannabis oder missbrauchen diese Substanz; 0,2 Prozent sind kokainabhängig, 0,1 Prozent sind abhängig von Amphetaminen, weitere 0,2 Prozent weisen Kriterien eines Amphetaminmissbrauchs auf. Der Trend zur Abnahme des Cannabiskonsums der letzten Jahre scheint sich in einen erneuten Konsumanstieg umzukehren. Vergleichbare Hinweise finden sich auch in den Großstädten Frankfurt und Hamburg. Cannabiskonsum ist bei den unter 25-Jährigen mittlerweile der Grund Nummer eins für eine ambulante und stationäre Behandlung und die Inanspruchnahme von Einrichtungen der Suchthilfe bei Problemen mit illegalen Drogen.
Der Anteil derer, die wegen einer diagnostisch relevanten Störung aufgrund des Konsums von Opioiden eine Beratung oder Behandlung begonnen haben, ist im Vergleich zu anderen Drogen weiter gesunken und lag 2013 mit 38 Prozent niedriger als in den Vorjahren. Dagegen ist der Anteil derjenigen mit Cannabisproblemen auf 39 Prozent weiter angestiegen. Bei Personen, die erstmalig eine ambulante Suchtberatung oder -behandlung wahrgenommen haben, stand mit 60 Prozent Cannabis deutlich an erster Stelle. An zweiter Stelle stehen mit deutlichem Abstand erstbehandelte Konsumenten mit der Hauptdiagnose Stimulanzien (19 Prozent), vor denen mit einer opioidbezogenen (13 Prozent) und kokainbezogenen Störung (6 Prozent). Auch im stationären Bereich haben Cannabisklienten mit 28 Prozent erstmals den Anteil der Behandelten auf Grund von Opioiden mit 27 Prozent überstiegen. Damit sind sie die größte Einzelgruppe in der stationären Behandlung.
Die Problematik um Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) spielt auch im Jahr 2013/2014 eine große Rolle in Politik und Forschung. NPS tauchen als so genannte „Legal Highs“ schnell, zahlreich und in stetig wechselnden chemischen Zusammensetzungen auf dem deutschen Drogenmarkt auf. Die Einschätzung der gesundheitlichen Risiken von NPS bleibt angesichts ihrer oft unbekannten chemischen Zusammensetzung sehr schwierig. Uneinheitlich bleiben die Informationen zur Verbreitung des Konsums kristallinen Methamphetamins (Crystal-Meth). In einigen Regionen Deutschlands besteht ein erheblicher Handlungsbedarf in der Versorgung sowie selektiven und indizierten Prävention.
Die Anzahl der Opioidsubstituierten lag 2013 bei 77.300 Patienten und ist damit seit 2011 stabil. Die Behandlung von Heroinabhängigen und ihre Erreichung durch Präventions- und schadensminimierende Maßnahmen bleibt eine dringende Aufgabe.
Die drogenbezogene Kriminalität ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. 2013 wurden 253.525 Rauschgiftdelikte erfasst. Die Beschlagnahmungsmengen von Ecstasy, psychoaktiven Pilzen, Amphetamin, Heroin, Kokain und Methamphetamin sind 2013 angestiegen, die von Khat, Haschisch, Crack, LSD und Marihuana zurückgegangen. Die Gesamtsicherstellungszahl blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil. Cannabinoide und Stimulanzien führten als Substanzen wesentlich häufiger zu Kontakten mit Polizei, Gerichten oder Einrichtungen des Gesundheitswesens als Opioide, die unter jungen Menschen weiter an Bedeutung verloren haben.
Der REITOX-Bericht wird jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) erstellt. Er bietet einen aktuellen Überblick zur Drogensituation in Deutschland.
Den REITOX-Bericht 2014 der DBDD finden Sie hier.
Den Europäischen Drogenbericht 2014 der EBDD finden Sie hier.
Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten, 27.11.2014