Drogenbedingte Todesfälle

2022 sind 1.990 Menschen an den Folgen ihres Missbrauchs illegaler Drogen gestorben. Das sind fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. Wie in den vorherigen Jahren sind Heroin und Langzeitfolgen des Drogenkonsums die Haupttodesursachen.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert nennt die Zahlen „schockierend und alarmierend. Sie bestärken mich in meinen Forderungen, dass wir in der Drogenpolitik einen Paradigmenwechsel vollziehen müssen. Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma. Suchtkranke Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden. Deshalb müssen wir über Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention sprechen. Drogenkonsum darf kein Gesprächstabu bleiben. Wir brauchen mehr niedrigschwellige Hilfen, die schneller und direkter bei den Menschen ankommen.“

Die Zahlen sind in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gestiegen. 2012 waren es noch 944 Menschen, die an den Folgen ihres Konsums illegaler Substanzen gestorben sind, jetzt sind es 1.990. Die Aussagekraft der Daten sei allerdings begrenzt und fehleranfällig. Das liege an unterschiedlichen Erfassungsmethoden in den Ländern. Das erschwert eine wissenschaftliche Aussage. Trotz allem bleibt in der Statistik ersichtlich: Haupttodesursachen waren erneut der Missbrauch von Opioiden (1.194) – davon 749 mit Heroin und Morphin. Auch die Langzeitfolgen (663) des Drogenkonsums sind vielfach todesursächlich. Gestiegen sind die Zahlen im Vergleich zu 2021 etwa bei polyvalenten Vergiftungen in Verbindung mit Kokain und Crack (291 zu 417), mit Amphetamin (233 zu 313) und bei Vergiftungen in Verbindung mit psychoaktiven Medikamenten (335 zu 482).

Von den wesentlichen gesundheitlichen Auswirkungen einer Suchterkrankung sind häufig auch Familienmitglieder und Freunde betroffen. Darum gehe es um das Motto: Je schneller die Sucht behandelt wird, desto besser. Hier stehe „auch die Politik in Bund und den Ländern in der Pflicht zu helfen“, kommentiert Burkhard Blienert. „Vom Drogenkonsumraum über die Substitution bis zur Schlafstätte für obdachlose Abhängige – all das sind bewährte Maßnahmen gegen den Missbrauch illegaler Drogen, weil das der erste Schritt in den Ausstieg sein kann. Um eine flächendeckende Substitutionsversorgung sicherzustellen, müssen aber mehr Ärztinnen und Ärzte diese Behandlung anbieten.“

Für all das brauche es insbesondere Partner auf regionaler und Länderebene sowie niedrigschwellige Projekte, die Menschen mit Suchtproblemen erreichen. „Darum erwarte ich, dass endlich alle an einem Strang ziehen und man in den Bundesländern auch der politischen Verantwortung nachkommt! Wir brauchen politisch Verantwortliche mit politischem Rückhalt. Das Thema Sucht gehört in den Ministerien und Senaten der Länder auf die Chefebene. Außerdem müssen Einsparungen bei der Suchtberatung und Anlaufstellen ein absolutes Tabu werden. Wirklich helfen werden nur mehr Initiativen, mehr Behandlungen, die direkt und schnell ankommen, die niedrigschwellig sind. Gut ist, dass sich die Bundesregierung hierbei verschiedener Themen annimmt, wie etwa der Beseitigung der rechtlichen Hürden beim Drug-Checking.“

Wie in den Vorjahren wurden die meisten der an den Folgen ihres Missbrauchs illegaler Drogen verstorbenen Menschen in Nordrhein-Westfalen (703 Tote), Bayern (277 Tote) und Berlin (230 Tote) erfasst. Einen Anstieg gab es im Saarland (+ 53,6 Prozent) und Niedersachsen (+ 36 Prozent). Deutlich gesunken ist die Zahl der Rauschgifttoten in Mecklenburg-Vorpommern (11 Tote, – 45 Prozent).

Unter den Verstorbenen waren 1.648 Männer (83 Prozent) und 342 Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 40,6 Jahren. Bei 33 Prozent der Rauschgifttoten wurden Langzeitschäden festgestellt, die auf Rauschgiftkonsum zurückzuführen sind. Von den 1.990 erfassten Rauschgifttoten wurden lediglich 1.056 obduziert bzw. 783 toxikologische Gutachten erstellt.

Downloads:
Rauschgift-Todesfälle 2022

Pressestelle des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, 11.5.2023