Welt-AIDS-Tag: Neue Daten zu HIV/AIDS in Deutsch­land

Das Robert Koch-Institut hat eine neue umfassende Auswertung zur HIV/AIDS-Situation in Deutschland veröffentlicht. Die im Epidemio­logischen Bulletin veröffentlichte Analyse anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember berichtet, dass sich im Jahr 2024 geschätzt 2.300 Personen mit HIV infiziert haben, etwa 200 mehr als im Jahr 2023. „Dieser Anstieg zeigt, dass es weiterer An­stren­gungen bedarf, vor allem, um die ziel­gruppen­spezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophy­laxe in der Fläche zu verbessern“, betonen die RKI-Forschenden im Epidemio­logischen Bulletin.

Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neu­infektionen von 1.200 im Jahr 2023 auf etwa 1.300 im Jahr 2024 gestiegen. Beim injizierenden Gebrauch von Drogen haben sich 2024 etwa 400 Menschen mit HIV infiziert, bei dieser Gruppe zeigt die Modellierung einen kontinuierlichen Anstieg seit 2010. Auch bei Personen mit einer Infektion auf hetero­sexuellem Weg zeigt sich ein leichter Anstieg, die Zahl der Neu­infektionen lag in dieser Gruppe im Jahr 2024 bei etwa 590.

Die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland lag Ende 2024 bei 97.700. Von diesen sind etwa 8.200 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert. Daher sind leicht zugängliche Test­angebote wichtig sowie Maßnahmen, die die Test­bereit­schaft fördern, und die Kenntnis von Infektions­risiken.

Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die eine anti­retro­virale Therapie erhalten, lag 2024 insgesamt weiter­hin hoch bei etwa 98 %. Bei fast allen Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie HIV nicht mehr auf sexuellem Weg über­tragen können.

Etwa ein Drittel aller neu­diagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2024 erst mit einem fortge­schrittenen Immun­defekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. Weitere Maß­nahmen sind notwendig, damit Menschen mit HIV früher von ihrer Infektion erfahren und eine Therapie erhalten können. Dies kann zum einen Spätfolgen der HIV-Infektion auf individueller Ebene reduzieren und zum anderen die Über­tragung von HIV auf andere Personen verhindern. Darüber hinaus bleiben Kondome ein Grund­pfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell über­tragbaren Erregern.

Mit der Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) steht ein hoch­wirksames Instrument zur Verhinderung von Infektionen zur Verfügung. Seit September 2019 übernehmen die gesetzlichen Kranken­kassen die Kosten für Menschen mit substanziellem HIV-Risiko. Der Anstieg der Neu­diagnosen bei MSM und bei Menschen mit injizierendem Drogen­gebrauch zeigt, dass der Zugang zu PrEP für alle Menschen mit einem substanziellen HIV-Infektions­risiko nicht nur erhalten bleiben, sondern weiter in der Fläche ausgebaut werden sollte. Es sollte darauf hinge­arbeitet werden, dass mehr Frauen sich durch PrEP schützen können. Für Menschen mit injizierendem Drogen­konsum sollte der Zugang zu sterilen Konsum­utensilien und zur Opioid-Agonisten-Therapie (Substitution) weiter verbessert werden, auch in Haft.

Das RKI schätzt die Zahl der HIV-Neu­infektionen jedes Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die geschätzten Neu­infektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neu­diagnosen. Da HIV über Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektions­zeitpunkt länger zurückliegen.

Das Epidemiologische Bulletin 47/2025 und weitere Informationen, z. B. Eckdaten für die einzelnen Bundesländer, sind online abrufbar: www.rki.de/hiv

Pressestelle des Robert Koch-Instituts 20.11.2025