Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel

Verbreitung des Cannabiskonsums

Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel

Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel

Cannabis ist sowohl unter Erwachsenen als auch unter Jugendlichen nach wie vor die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland, Europa und vielen weiteren Ländern der Welt. Zum Konsum illegaler Substanzen unter Erwachsenen (18 bis 64 Jahre) in Deutschland wurden zuletzt 2013 repräsentative bundesweite Ergebnisse aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA) vorgelegt (Kraus et al. 2013; Pabst et al. 2013), der seit 1980 wiederkehrend vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und gegenwärtig vom IFT Institut für Therapieforschung durchgeführt wird. Dem ESA 2012 zufolge hat etwa jeder zwanzigste Erwachsene (4,5 Prozent der Studienteilnehmer des ESA) in Deutschland in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Cannabis konsumiert. Mit Prävalenzwerten von unter einem Prozent war der Konsum aller anderen untersuchten illegalen Drogen weit weniger verbreitet. Etwa ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung hat irgendwann einmal im Laufe des Lebens Konsumerfahrungen mit Cannabis gemacht (23,2 Prozent), die aber u. U. schon sehr lange zurückliegen können. Beim weit überwiegenden Teil der Konsumenten mit Konsumerfahrungen bleibt es beim vorübergehenden, so genannten passageren oder experimentellen Konsum innerhalb umschriebener Lebensphasen. Unterschiede zwischen Männern und Frauen betreffen in erster Linie die geringeren Anteile von weiblichen Cannabiskonsumenten in allen Altersgruppen – dies gilt auch für Jugendliche und junge Erwachsene.

Die jüngsten Zahlen der BZgA

In der Drogenaffinitätsstudie (DAS, Erhebung 2011) und im ergänzend dazu vorgelegten Alkoholsurvey 2012 – beide durchgeführt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – wurden bzw. werden Daten zum Cannabisgebrauch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von zwölf bis 25 Jahren erhoben. In der DAS, die bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wiederholt durchgeführt wird, ergab sich zuletzt für die 12- bis 17-Jährigen eine 12-Monats-Prävalenz von 4,6 Prozent, im Alkoholsurvey 2012 von 5,6 Prozent. Im Sommer 2015 wurden von der BZgA aktuelle Daten aus dem Alkoholsurvey 2014 vorgestellt. Demnach ist der Anteil der Jugendlichen, die innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis konsumiert haben, weiter gestiegen und liegt aktuell bei 8,3 Prozent (Orth, B., Töppich, J. 2015). 2014 hat jeder zehnte Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren (10,0 Prozent) mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert. 2012 gaben im Rahmen des Alkoholsurveys 1,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen „regelmäßigen“, d. h. mehr als zehnmaligen Konsum in den letzten zwölf Monaten an, auch dieser Wert ist bis 2014 gestiegen und liegt mittlerweile bei 2,2 Prozent (ebd.).

Bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Cannabiskonsum deutlich weiter verbreitet mit einer Lebenszeitprävalenz von 37,2 Prozent (2012: 34,8 Prozent), einer 12-Monats-Prävalenz von 17,6 Prozent (2012: 15,8 Prozent) und einem regelmäßigen Konsum von 5,1 Prozent (2012: 3,9 Prozent) (Orth, B., Töppich, J. 2015). Bei den jungen Erwachsenen zeigen sich differenziert nach sozialen Merkmalen keine Unterschiede in der Lebenszeitprävalenz. Die 12-Monats-Prävalenz sowie die 30-Tage-Prävalenz liegen bei Arbeitslosen über dem Durchschnitt, diese Gruppe zeigt zudem den mit Abstand höchsten Wert für regelmäßigen Konsum (9,3 Prozent) (BZgA 2014).

Regionale Daten und weitere Studien

Einige Bundesländer nahmen 2011 nach den Jahren 2003 und 2007 zum dritten Mal an der ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs; espad.org) teil. Insgesamt sank die Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums unter den befragten 15- bis 16-jährigen Jugendlichen zwischen 2003 und 2011 von 30,8 Prozent auf 22,2 Prozent, die 12-Monats-Prävalenz von 24,6 Prozent auf 17,4 Prozent und die 30-Tage-Prävalenz von 13,5 Prozent auf 8,1 Prozent. Der Anteil cannabiserfahrener Mädchen ging dabei stärker zurück als der Anteil männlicher Konsumenten. Die zeitliche Entwicklung des problematischen Cannabiskonsums (erhoben über den Cannabis Abuse Screening Test; CAST) kann nur für den Zeitraum 2007 bis 2011 betrachtet werden, da die entsprechenden Indikatoren 2003 nicht erhoben wurden. Demnach hat es sowohl für die Gruppe der 12-Monats-Konsumenten als auch für die Gesamtstichprobe keine signifikante Veränderung des Anteils riskanten Konsums gegeben. Auch in der geschlechtsspezifischen Analyse finden sich keine statistisch bedeutsamen Effekte.

Die Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums unter Frankfurter Schülern, die jährlich im Rahmen des Frankfurter Monitoring Systems Drogen (MoSyD) erhoben wird, ist nach einem deutlichen Anstieg von 2011 bis 2013 im Jahr 2014 um einen Prozentpunkt auf 41 Prozent zurückgegangen. Gleiches gilt für die 12-Monats-Prävalenz, die von 34 Prozent im Jahr 2013 auf 33 Prozent in 2014 fiel. Damit lässt sich die Stagnation des Probierkonsums von Cannabis, die in den letzten Jahren zu beobachten war, nun auch bei den Frankfurter Schülern feststellen. Die 30-Tage-Prävalenz ist hingegen auf 21 Prozent gestiegen. Auch der Wert für „häufigen Konsum“ (mindestens zehnmal im Vormonat und damit ein deutlich höherschwelliges Kriterium als in den Studien der BZgA) ist angestiegen und erreichte mit neun Prozent einen neuen Höchststand, ebenso erreicht der Anteil der täglich Konsumierenden mit vier Prozent den höchsten Wert seit 2003. Das Einstiegsalter ist mit durchschnittlich 15 Jahren seit mehreren Jahren unverändert geblieben (Werse et al. 2015).

Um zu illustrieren, wie unterschiedlich Konsumerfahrungen in Abhängigkeit von der betrachteten Region sein können, sei noch auf die Brandenburger Schülerbefragung 2012/2013 verwiesen. Demnach hat etwas mehr als jeder fünfte Zehntklässler in Brandenburg Haschisch zumindest schon einmal in seinem Leben probiert (vgl. dazu die Ergebnisse aus Frankfurt). Dagegen ist ein regelmäßiger, d. h. täglicher oder wöchentlicher Haschischkonsum in Brandenburg selten (2,0 Prozent der Mädchen, 4,5 Prozent der Jungen) (Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg 2014).

In spezifischen Szenen kann die Verbreitung des Cannabiskonsums hingegen z. B. deutlich höher ausfallen: Aktuelle Ergebnisse einer Erhebung des IFT München in Kooperation mit mehreren Partyprojekten zu neuen Trends beim Substanzmissbrauch in der Partyszene zeigen, dass unter den Partygängern der Cannabiskonsum extrem weit verbreitet ist (12-Monats-Prävalenz von Cannabis 74,4 Prozent) (Hannemann & Piontek 2015, persönliche Mitteilung).

Tabelle 1 bietet einen Überblick über die in verschiedenen Studien unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland erhoben Daten zum Cannabiskonsum.

Microsoft Word - Tabelle_neu - Kopie

Längerfristige Entwicklungen

Die 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums bei den 18- bis 24-jährigen jungen Männern und Frauen ging nach einem Anstieg bis Anfang der 2000er Jahre wieder deutlich zurück (Kraus et al. 2013). Das Maximum war bei beiden Geschlechtern fast viermal höher als im Jahr 1980 (Abbildungen 1 und 2). Eine ähnliche Entwicklung findet sich bei den 25- bis 39-jährigen Erwachsenen, wobei die Prävalenz weit niedriger war als die der jungen Erwachsenen und der Rückgang nach dem Maximum geringer ausfiel. Ein deutlich geringeres Prävalenzniveau und ein flacherer Verlauf der Kurven sind bei den 40- bis 59-Jährigen und bei den 60- bis 64-Jährigen zu beobachten. Im Vergleich zum jeweiligen Ausgangsniveau sind die 12-Monats-Prävalenzwerte im Jahr 2012 bei beiden Geschlechtern mit Ausnahme der 60- bis 64-Jährigen in allen Altersgruppen signifikant höher. Der Rückgang ab Mitte der 2000er Jahre ist lediglich in der jüngsten Altersgruppe statistisch bedeutsam.

Für die Darstellung der zeitlichen Trends wurde eine in allen Jahren identische Gewichtungsvariable verwendet, sodass ein direkter Vergleich der Zahlen möglich ist (Kraus et al. 2013). Abbildung 1: Männer: Trends der 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums, * p < .05

Abbildung 1: Männer: Trends der 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums, * p < .05
Für die Darstellung der zeitlichen Trends wurde eine in allen Jahren identische Gewichtungsvariable verwendet, sodass ein direkter Vergleich der Zahlen möglich ist (Kraus et al. 2013).

Für die Darstellung der zeitlichen Trends wurde eine in allen Jahren identische Gewichtungsvariable verwendet, sodass ein direkter Vergleich der Zahlen möglich ist (Kraus et al. 2013). Abbildung 2: Frauen: Trends der 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums, * p < .05

Abbildung 2: Frauen: Trends der 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums, * p < .05
Für die Darstellung der zeitlichen Trends wurde eine in allen Jahren identische Gewichtungsvariable verwendet, sodass ein direkter Vergleich der Zahlen möglich ist (Kraus et al. 2013).

Betrachtet man den Trend des Cannabiskonsums in den verschiedenen Befragungen der letzten zehn bis 15 Jahre, so zeigt sich nach dem übereinstimmend berichteten Anstieg des passageren Konsums in den 1990er Jahren zunächst ein Rückgang etwa seit 2005. Dieser Rückgang scheint in den letzten Jahren bei Jugendlichen sowie (jungen) Erwachsenen zu stagnieren, es gibt sogar vereinzelt Hinweise auf einen erneuten Anstieg. Daten regionaler Monitoringsysteme aus Frankfurt und Hamburg, die Ergebnisse des ESA 2012 sowie die aktuellen Daten der BZgA weisen aktuell übereinstimmend auf eine Stagnation oder sogar Umkehr des über mehrere Jahre beobachteten kontinuierlichen Rückgangs des Konsums illegaler Substanzen (primär: Cannabis) unter Jugendlichen hin. Zu dieser Entwicklung passt auch, dass im Rahmen der qualitativen Erhebungen des Trendscout Panels des Frankfurter Monitoring Systems Drogen (MoSyD) bereits 2013 und 2014 von der Wahrnehmung einer deutlichen Image-Verbesserung von Cannabis berichtet wurde (zur Beschreibung der einzelnen Studien und Elemente der bundesweiten und regionalen Monitoringsysteme vgl. die REITOX-Berichte der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht – DBBD unter www.dbdd.de).

Anlass zur Sorge bereitet auch die Tatsache, dass sich die Verbreitung des regelmäßigen Konsums insbesondere unter jungen Erwachsenen über die Jahre praktisch kaum verändert hat. Diese Beobachtungen unterstützen die Vermutung, dass Veränderungen im Probierkonsum der Allgemeinbevölkerung keinen Rückschluss auf die Konsumgewohnheiten der erfahrenen Konsumenten erlauben und diese auch von den zahlreichen Maßnahmen nach wie vor nur ungenügend erreicht werden. Die Zahl der wegen Problemen im Umgang mit Cannabis in Behandlung befindlichen Personen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was einerseits ein Beleg für die Akzeptanz der angebotenen Interventionen ist. Andererseits verdeutlicht diese Entwicklung auch, dass intensiver Cannabiskonsum zu schwerwiegenden Folgen führen kann bzw. in Kombination mit anderen Faktoren auftreten kann, die eine insgesamt erhebliche Problemlast für das Individuum ausmachen und eine professionelle Unterstützung erfordern.

Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum im Vergleich

Gomes de Matos und Kollegen (2014) haben untersucht, ob auf Bundesebene und im Zeitverlauf Unterschiede im Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum Jugendlicher bestehen. Über verschiedene Bundesländer hinweg zeigen sich für alle drei Substanzen sinkende Konsumwerte über die Zeit. Cannabiskonsum ist also nicht als isoliertes Phänomen zu betrachten. Für den Cannabiskonsum ist der rückläufige Trend nur bis 2007 zu beobachten. Im Gesamtverlauf sind die beobachteten Konsumparameter, die sich im europäischen Vergleich auf hohem bis mittlerem Niveau befinden, rückläufig. Der Urbanisierungseffekt – höherer Konsum in größeren Städten – wird auf die erhöhte Verfügbarkeit zurückgeführt (Tretter & Kraus 2004). Ähnliche Konsumprofile in den untersuchten Bundesländern deuten darauf hin, dass Substanzkonsum in Deutschland innerhalb eines gemeinsamen kulturellen Rahmens stattfindet. So kann man davon ausgehen, dass sich Personen in allen deutschen Bundesländern grundlegende Normen und Einstellungen zum Substanzkonsum teilen und bundesweiten Regulierungen gleichermaßen unterliegen.

Eine Studie von Legleye und Kollegen (2014) analysiert die Dynamik der Verbreitung des experimentellen Cannabiskonsums in den Ländern Frankreich, Deutschland und USA. Drei Generationen von Männern und Frauen wurden untersucht, um die Hypothese zu prüfen, dass sich ein positiver Zusammenhang in älteren Kohorten – je höher das Bildungsniveau, desto höher der experimentelle Konsum – zu einem negativen Zusammenhang in jüngeren Kohorten – je höher das Bildungsniveau, desto geringer der experimentelle Konsum – wandelt. Die Hypothese basiert auf der Dynamik der Verbreitung von Tabak, die diesem Muster gefolgt ist. Die Ergebnisse für Deutschland zeigen zunächst das erwartete Entwicklungsmuster, in der letzten untersuchten Generation nivelliert sich die Entwicklung jedoch, sodass der Cannabiskonsum gleichmäßig über alle Bildungsniveaus verteilt ist. Insgesamt steigt die Prävalenz des experimentellen Konsums über die Altersgruppen hinweg deutlich an.

Hochrisikophasen in der zweiten Lebensdekade

Mittlerweile ist die Tatsache, dass intensiver Cannabiskonsum insbesondere im Jugendalter mit Risiken für die psychische und körperliche Gesundheit einhergehen kann, weitgehend akzeptiert. Die Hochrisikophasen für den ersten Substanzkonsum sowie den Beginn von regelmäßigem Konsum und Substanzstörungen (Substanzmissbrauch und -abhängigkeit) liegen in der zweiten Lebensdekade. Es ist bemerkenswert, dass sich relativ große Anteile aller Übergänge vom Erstkonsum zum regelmäßigen Konsum und vom Erstkonsum zur Substanzstörung in den ersten wenigen Jahren nach dem Erstkonsum vollziehen. Dabei wurde die kürzeste Übergangsdauer für Cannabis und Nikotin beobachtet (im Vergleich zu Alkohol). Die Altersstufen 15 bis 18 sind nach dem Erstkonsum die entscheidenden Jahre, in denen sich der Übergang zur Substanzstörung vollzieht (Wittchen et al. 2008).

Behrendt und Kollegen (2009) konnten neben Cannabis auch für Alkohol und Nikotin zeigen, dass ein früherer Beginn des Substanzkonsums in der Adoleszenz im Vergleich zu einem späteren Beginn des Substanzkonsums in der Adoleszenz mit einem erhöhten Risiko der Entwicklung von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit verbunden ist. Dabei ist der Konsum von Cannabis kein notwendigerweise vorübergehendes Jugendphänomen: Bei Personen mit erhöhter Konsumfrequenz in der Adoleszenz bleibt der Cannabiskonsum häufig bis in das dritte und vierte Lebensjahrzehnt bestehen. Auch Alkoholabhängigkeit und belastende Lebensereignisse sind Risikofaktoren für die Stabilität des Cannabiskonsums bis in das dritte und vierte Lebensjahrzehnt (Perkonigg et al. 2008). Bezogen auf die Gesamtstichprobe des ESA 2012 erfüllten jeweils 0,5 Prozent der befragten Erwachsenen die DSM-IV Kriterien für Cannabismissbrauch und ‑abhängigkeit (ca. 250.000 Personen) (Pabst et al. 2013).

Cannabismissbrauch und -abhängigkeit

Zwischen 2000 und 2012 stieg der Anteil cannabisabhängiger Männer von 0,5 Prozent auf 0,8 Prozent. Keine Hinweise auf bedeutsame zeitliche Veränderungen gibt es bezüglich des Missbrauchs sowie der Abhängigkeit von Cannabis bei Frauen (Kraus et al. 2013). Bei einer insgesamt hohen Prävalenz des Cannabiskonsums unter Jugendlichen muss sorgfältig zwischen alterstypischem Probierkonsum und regelmäßigem bzw. problematischem Cannabiskonsum unterschieden werden. Nach aktuellen epidemiologischen Befunden (aus den Studien Hamburger SCHULBUS, Frankfurter MoSyD, DAS und ESA) zeigen 1,4 Prozent bis 7,1 Prozent der befragten deutschen Jugendlichen einen Cannabiskonsum, der als problematisch einzuschätzen ist (Wartberg et al. 2014).

Die fachliche Beratung und die Behandlung cannabisbezogener Folgeschäden erfolgt in Deutschland größtenteils ambulant. Eine stationäre Aufnahme und Behandlung ist nur bei schweren gesundheitlichen Störungen oder bei einem hohen Rückfallrisiko vorgesehen (Hoch et al. 2015). In Deutschland erhalten gemäß einer Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) ca. zehn Prozent der behandlungsbedürftigen Cannabiskonsumenten (täglicher oder fast täglicher Konsum) eine Behandlung. Im gesamteuropäischen Vergleich gehört Deutschland zusammen mit Norwegen zu den Ländern mit der höchsten Abdeckungsrate (Schettino et al. 2015).

Im Rahmen der Frankfurter Schülerbefragung des MoSyD werden die Schüler seit 2008 auch nach dem Konsum so genannter Räuchermischungen und seit 2010 auch nach dem Konsum anderer ‚Legal Highs‘ befragt. In der aktuellen Erhebung haben sechs Prozent der 15- bis 18-Jährigen mindestens einmal in ihrem Leben eine ‚Räuchermischung‘ mit synthetischen Cannabinoiden konsumiert, ein Prozent auch in den letzten 30 Tagen. Andere Produkte, die neue psychoaktive Substanzen enthalten, spielen quantitativ keine Rolle. Die Lebenszeitprävalenz von Räuchermischungen liegt aktuell bei sechs Prozent und damit unter den Werten von 2009 bis 2012 (sieben bis neun Prozent). Die 30-Tages-Prävalenz verharrt auf dem Vorjahresniveau bei einem Prozent, und der mehr als fünfmalige Konsum (Lebenszeit) steigt geringfügig auf 0,8 Prozent. Insgesamt hat sich die rückläufige Tendenz beim Konsum cannabinoidhaltiger Kräutermischungen weitgehend bestätigt (Werse et al. 2015).

Kontakt:

Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel
IFT Institut für Therapieforschung
Parzivalstraße 25
80804 München
Pfeiffer-Gerschel@ift.de
ift.de

Angaben zum Autor:

Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel ist Geschäftsführer des IFT Institut für Therapieforschung München, Leiter der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) und in eigener Praxis als Psychotherapeut tätig.

Literatur:

Weitere Literatur beim Verfasser