Selbsthilfeportal „Breaking Meth“

Breaking Meth LogoDas Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) hat ein Selbsthilfeportal für Menschen mit Methamphetamin-Erfahrung entwickelt. Dieses wurde im März 2015 in Betrieb genommen. Es richtet sich an bereits abstinente ehemalige Konsumierende sowie an Konsumierende, die Abstinenz erst erreichen möchten. Betroffene können sich unter breaking-meth.de anonym registrieren, benötigt wird lediglich eine gültige E-Mail-Adresse. In einem geschlossenen Mitgliederbereich werden mehrere virtuelle Diskussionsräume bereitgestellt, um spezifischen Anforderungen und unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden. Es wird davon ausgegangen, dass eine anfängliche Unterstützung der Nutzer durch das Hilfesystem notwendig ist. Die Moderation erfolgt durch das Peer-basierte Projekt „Drug Scouts“ der SZL Suchtzentrum gGmbH aus Leipzig.

Breaking Meth TriggerwarnungZiel des Modellprojektes und der formativen Begleitforschung ist es, ein passgenaues onlinebasiertes Selbsthilfeangebot zu erstellen. Basierend auf aktuellen internationalen Erkenntnissen und empirischen Befunden aus Deutschland wurden eine Reihe von zielgruppenspezifischen Anforderungen definiert und entsprechende Strategien und Funktionen entwickelt. Während der Evaluationsphase werden diese Funktionen auf ihre Eignung und Akzeptanz bei unterschiedlichen Zielgruppen getestet sowie ggf. weiterentwickelt. So wurde eine spezielle Funktion umgesetzt, um so genannten Trigger-Effekten durch unkontrollierte Konfrontation mit bestimmten Nutzerbeiträgen entgegenzuwirken. Dies soll insbesondere dem Schutz von Menschen mit Traumatisierungen dienen (beispielsweise bei Schilderungen von Gewalterfahrungen), aber auch dem möglichen Auftreten von Suchtdruck entgegenwirken.

Breaking Meth Diskussionsraeume

Im Mittelpunkt der begleitenden Forschung stehen Potenziale der Suchtselbsthilfe im Internet. So soll anhand von Mitgliederbefragungen ermittelt werden, ob und inwieweit Menschen mit Methamphetamin-Problematik von der Nutzung profitieren, welche Faktoren hierfür bedeutsam sind und welche Risiken es zu beachten gilt. Die Befragungen decken z. B. folgende Themenbereiche ab: Konsumbiografien, die Nutzung zusätzlicher Hilfsangebote, die subjektive Bewertung in Bezug auf die Erreichung der eigenen Ziele sowie wahrgenommene Effekte. Um Anforderungen für den Weiterbetrieb des Portals und für eine zukünftige Implementierung von ähnlichen Angeboten auch für andere Substanzgruppen zu ermitteln, wird die Begleitforschung auch Fragestellungen zu technischen Aspekten, zum Datenschutz und zu geeigneten Beurteilungskriterien für Online-Angebote umfassen. Erkenntnisse hieraus könnten Hinweise auf mögliche Schulungsbedarfe für Betroffene sowie konkrete Ansatzpunkte für zukünftige edukative Maßnahmen liefern.

„Darf ich meinem Therapeuten überhaupt sagen, dass ich parallel zur Therapie in einem Online-Portal aktiv bin, und darf ich dort auftretende Konflikte oder kritische Einschätzungen mit zu meiner Behandlung in die Therapiesitzung bringen?“ Solche und ähnliche Themen konnten im Bereich von Selbsthilfeforen für Traumabetroffene empirisch bestätigt werden. Die wahrscheinlich auch im Suchtbereich stark verbreitete komplementäre Nutzung von Online-Angeboten und der fragmentarische Forschungsstand hierzu lassen es als besonders wichtig erscheinen, das Nutzungsverhalten bei Online-Foren durch Betroffene besser zu verstehen. Aus diesem Grund werden im Forschungsprojekt auch mögliche Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Nutzung des Hilfesystems und der Selbsthilfe im Internet betrachtet und analysiert.

BMGDas Portal wird zunächst als vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Modellprojekt und Forschungsvorhaben betrieben. Unter breaking-meth.de/info finden Sie Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und Informationsmaterial für Therapeuten und Einrichtungen.

Sascha Milin, ZIS Hamburg, 15.05.2015