Ein interkultureller Vergleich der Trink- und Kneipenkultur

Prof. Dr. Knut Tielking
Einleitung und Problemhintergrund
„Alkohol ist die älteste Droge der Menschheit. Wahrscheinlich durch das Vergären von Honig oder Früchten entdeckt, hatten bereits ab etwa 8000 v. Chr. die Chinesen, die Babylonier und Sumerer sowie später die Griechen, Römer, Wikinger und Germanen eine hoch entwickelte Alkoholkultur.“ (Lindenmeyer & Behrendt 2020: 894)
Alkoholkonsum gehört für viele Menschen weltweit und speziell in Deutschland zum täglichen Leben dazu (Hein 2024). Noch bis zum Jahr 2023 gaben die Weltgesundheitsorganisation und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen Grenzwerte für einen gesundheitsverträglichen Alkoholkonsum an. Diese wurden seither jedoch revidiert (DHS 2023; Rumpf et al. 2024; Rumpf et al. 2025; WHO 2023). Nun heißt es in den Ergebnissen der Arbeitsgruppe „Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol“ der DHS: „Neueste Forschung zeigt: Alkohol schadet der Gesundheit vom ersten Glas an.“ (DHS 2025: 2)
Gleichwohl trinken nur ganz wenige Menschen gar keinen Alkohol, und die Mehrheit konsumiert ihn trotz der toxischen Wirkung und der bekannten möglichen Folgeschäden. In Deutschland sind lebenslang nur drei Prozent und in den letzten zwölf Monaten zehn Prozent der Erwachsenenbevölkerung vom Alkohol abstinent (Lindenmeyer & Behrendt 2020: 894). Der epidemiologische Suchtsurvey 2021 gibt für die letzten 30 Tage 70,5 Prozent der Befragten (ESA; N=9.046) mit Alkoholkonsum an (IFT 2023: 1). Das bedeutet, für die Mehrzahl der Menschen in Deutschland ist Alkoholkonsum Teil des Alltags. Alkohol ist demnach in unserer Gesellschaft weitgehend akzeptiert, und sein Erwerb, Besitz und Handel sind in Deutschland legal. (DHS 2022: ohne Seite)
Gemeinsam Alkohol zu trinken, hat eine soziale Funktion. „Wichtigste soziale Funktion des gemeinsamen Alkoholtrinkens war zu allen Zeiten die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls und das kurzfristige Vergessen der Alltagsrealität. Entsprechend ist Alkohol in vielen Regionen der Welt zentraler Bestandteil der Ess- und Trinkkultur sowie Ausdruck individueller Lebenskunst und Genussfähigkeit.“ (Lindenmeyer & Behrendt 2020: 894) Alkoholkonsum ist also kulturell bedeutsam. Zu dieser Trinkkultur gehören auch die Orte, an denen besonders häufig Alkohol getrunken wird. Das sind zum großen Teil die Kneipen. Warum sind Kneipen als Orte des Konsums so beliebt und was passiert dort im Kontext des Alkoholtrinkens? Diesen Fragen wird in dem hier vorliegenden Artikel anhand von Studienergebnissen nachgegangen. Ziel der zugrunde liegenden Studie war es, das Phänomen der Trinkkultur genauer zu beschreiben und Funktionen des Alkoholkonsums in Kneipen herauszuarbeiten. In einem späteren Schritt sollen die gewonnen Erkenntnisse für die Präventionsarbeit genutzt werden.
Die Bedeutung der Trink- und Kneipenkultur
Alkoholkonsum ist der Kultur eines Landes zuzuordnen, dieser kulturspezifische Alkoholkonsum wird auch als Trinkkultur bezeichnet (Litau 2017: 9). Die Trinkkultur eines Landes wird durch die gesellschaftlichen Regelungen im Umgang mit Alkohol bestimmt und wirkt sich auf die Trinkmenge der gesamten Bevölkerung und den Pro-Kopf-Verbrauch aus. Die Daten sind im europäischen und weltweiten Vergleich nachzulesen (BZgA 2022, DHS 2022; IFT 2023, Litau 2017, WHO 2018).
Alkohol wird im privaten wie auch im öffentlichen Raum konsumiert. Im öffentlichen Raum spielt die Kneipe als Setting für Alkoholkonsum traditionell eine besondere Rolle. „So stellt die Kneipe neben den (Kern)Familien einen der wenigen gemeinschaftlichen Rückzugsbereiche in der modernen Gesellschaft dar.“ (Reinhardt 2006: 108) Sie kann als „kulturelles Milieu“ definiert werden, in dem bestimmte
- Trinkgewohnheiten,
- Gesprächsmuster und
- Kommunikationsformen
zwischen Wirt und Gästen zu beobachten sind (Groth 2018: 33), wie auch zwischen den Kneipenbesucher:innen. Nach Dröge und Krämer-Badoni (1987: 30) steht in der Kneipe weniger der Alkoholkonsum im Fokus als vielmehr das nachbarschaftliche Zusammenkommen und Zusammensein. Kneipen spielen im sozialen und (sub)kulturellen Leben eine Rolle.
„Sie sind immer in der Nachbarschaft der Stammgäste. […] Wichtig ist: Sie [die Kneipe] ist ein Ort, der ein Treffpunkt ist, an dem Stammgäste sitzen, trinken und reden. Eine echte Kneipe braucht eine Wirtin oder einen Wirt, hinter dem Tresen, die oder der die Stammgäste kennt. Aus dem Grund, dass Kneipen Treffpunkte sind und es dort eine familiäre Stimmung gibt, werden diese Lokale inspirierende Orte für viele. Die Gäste der Kneipen reden und tauschen Ideen, deshalb sind die Kneipen guter Nährboden für Kreativität.“ (Robinson 2014)
„Die Kneipe ist eine Gaststätte, die alkoholische Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle anbietet und zu einem geselligen Beisammensein einlädt.“ (Einbock 2023: o.S.) Alternative Begriffe für Kneipe sind Lokal, Schänke, Schankwirtschaft, Taverne und Bar. Allein in Deutschland gab es 2024 21.678 Schankwirtschaften/Kneipen (DEHOGA Bundesverband 2024: o.S.).
In 189 Ländern weltweit ist der Alkoholkonsum von 1990 bis 2010 um 70 Prozent angestiegen. (Spode 2010: 364) „Gesellschaftlich oft akzeptiert führt Alkoholkonsum […] bei vielen Menschen durch Alkoholmissbrauch zu individuellen Problemen (bis hin zur Alkoholabhängigkeit) wie auch gesellschaftlichen Problemen“ (WHO 2018: VII). Folgeschäden für die Gesundheit, durch Alkoholkonsum verursacht, sind bspw. Leberzirrhose, Fettleber, Krebserkrankungen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, soziale Probleme, Gewalt und Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung.
Der individuelle Umgang mit Alkohol
Alkohol zu trinken, ist zunächst einmal eine persönliche Entscheidung, die jede/r für sich trifft. Natürlich spielen Gruppendruck und der Wunsch, dazuzugehören und dabei sein zu wollen, auch eine große Rolle dafür, ob jemand Alkohol trinkt oder nicht (Heinz & Daedelow 2021). Vor diesem Hintergrund sind folgende Grundeinstellungen zum Alkoholkonsum zu finden, wie sie Bales (1946) beschreibt:
- sozial-konvivialer Konsum: gesellschaftlich akzeptiert
Der sozial-konviviale Konsum, also der gesellschaftlich akzeptierte Konsum, zeigt sich im sozialen Miteinander und in der Pflege von freundschaftlichen und familiären Beziehungen. Er ist mit dem Anliegen, Beziehungen zu stärken, verbunden. Der Konsum wird als Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens verstanden. Im Mittelpunkt stehen Austausch und gemeinsames Erleben. Anlässe sind z. B. gemeinsames Feiern und das Miteinander beim Essen. - utilitaristischer Konsum: wirkungsorientiert
Beim utilitaristischen Konsum geht es primär um den praktischen Nutzen der Wirkung des Alkohols wie zum Beispiel zur Selbstmedikation oder Entspannung. Der Alkoholkonsum erfüllt einen bestimmten Zweck, seine Funktionalität steht im Vordergrund. - rituell-kultureller Konsum: in zeremoniellem Rahmen
Der rituell-kulturelle Konsum findet in einem zeremoniellen Rahmen statt. Traditionen, Bräuche und Rituale kommen zum Tragen. Der Alkoholkonsum besitzt hier einen symbolischen Wert, der von einem spezifischen kulturellen oder religiösen Kontext bestimmt wird (Bales 1946: 485)
Der gesellschaftliche Umgang mit Alkohol
Neben den persönlichen Grundeinstellungen existieren auf der gesellschaftlichen Ebene Kulturformen des Umgangs mit Rauschmitteln. Bales (1946) klassifiziert folgende Kulturmuster:
- Abstinenzkulturen: Jeglicher Genuss von Alkohol ist verboten.
In Abstinenzkulturen wird der Alkoholkonsum wie auch anderer Substanzkonsum abgelehnt. Der Gebrauch von Rauschmitteln wird als unangebracht, moralisch verwerflich oder gesundheitsschädlich eingestuft. Damit einher geht eine Tabuisierung des Konsums. Der Verzicht auf Rauschmittel wird als wichtige soziale Norm verstanden. In Abstinenzkulturen werden psychoaktive Substanzen selten oder gar nicht konsumiert. Zwecks Einhaltung der Regeln wird gesellschaftlicher Druck ausgeübt, und es werden moralische Überzeugungen kommuniziert, die den Verzicht unterstützen. - Ambivalenzkulturen: Es gelten gleichzeitig gegensätzliche Wertstrukturen gegenüber dem Alkoholkonsum.
In Ambivalenzkulturen existieren gleichzeitig Zustimmung und Ablehnung gegenüber Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen. Einerseits wird der Gebrauch von Substanzen akzeptiert bzw. toleriert, andererseits liegen aber Bedenken oder moralische Vorbehalte vor. Dadurch kommt es zu Unsicherheiten bezüglich des Konsums und dessen Bewertung. - Permissivkulturen: Alkoholgenuss wird gebilligt, aber Trunkenheit und andere pathologische Erscheinungen des Konsums werden abgelehnt.
Permissivkulturen sind Gesellschaften, in denen der Konsum von Alkohol und anderen Substanzen eher toleriert wird. Hier wird der Konsum von Alkohol geduldet und oft auch als normaler Bestandteil des sozialen Lebens verstanden. Dadurch kommt es zu weniger Stigmatisierung. Dies zeigt sich auch darin, dass weniger soziale und rechtliche Einschränkungen existieren und Konsumentscheidungen relativ unbeeinflusst sind. - Funktionsgestörte Permissivkulturen: Neben „normalem“ Konsum werden auch Rausch und Exzess toleriert.
Eine weitere Variante der Kulturmuster sind die funktionsgestörten Permissivkulturen. Hier existiert eine Toleranz gegenüber dem Umgang mit Alkohol, die aber nicht von einer funktionierenden Kontrolle oder Prävention begleitet wird und deshalb auch als problematisch gesehen wird. Durch Alkoholkonsum entstehende Probleme, wie u. a. soziale Folgeschäden und gesundheitliche Probleme, werden kritisch gesehen. (ebd: 485ff.)
Bales Einordnungen helfen, individuelle Beweggründe für den Konsum von Alkohol und den gesellschaftlichen Rahmen des Konsums zu erfassen und zu beschreiben. Richtet man den Blick stärker auf kulturelle Aspekte, dann sind Sucht im Allgemeinen und Alkoholabhängigkeit im Besonderen im Kontext sozialwissenschaftlicher Betrachtungen immer als Produkte interpersoneller Kommunikation und soziokultureller Entwicklungen zu konzeptualisieren. Auch Machkonstellationen (Wer macht die Regeln?) spielen eine Rolle.
Bei der Beschreibung der soziokulturellen Eingebundenheit und Funktion des Alkoholkonsums sind unterschiedliche Ebenen zu beachten:
- Ebene der allgemeinen Definitionen
- Ebene der Diskurse
- Ebene der konkreten Diagnose
- Ebene der subjektiven Interpretation der eigenen Befindlichkeit
Alkoholkonsum, Alkoholabhängigkeit und Suchterkrankungen insgesamt sind kultur- und gesellschaftsspezifisch zu verstehen. (Dollinger & Schmidt-Semisch 2007: 7).
Forschungsperspektive zur Beschreibung der Trink- und Kneipenkultur als gesellschaftliches Phänomen
Uhlenbrook (2019: 65) fordert, Suchtforschung sollte stärker danach fragen, was der Alkoholkonsum für die Individuen einer Gesellschaft bedeutet und ob sie einer Trinkkultur „ausgeliefert“ sind oder über Risikokompetenzen verfügen, die ihnen helfen, den Alkoholkonsum so zu gestalten, dass die Gesundheit nicht dauerhaft geschädigt wird.
An dieser Stelle setzt eine qualitative Studie der Hochschule Emden/Leer an (Laufzeit 2024-2025), die das Ziel verfolgt, das Phänomen der Trink- und Kneipenkultur in verschiedenen Ländern zu beschreiben und zu vergleichen. In einem späteren Schritt sollen die hier gewonnen Erkenntnisse für die Präventionsarbeit genutzt werden. Bei der Untersuchung stehen Alkoholkonsumsituationen im öffentlichen Raum, hier den Kneipen, im Mittelpunkt. Dabei folgt die Untersuchung einem soziologischen Verständnis, und die Kneipe wird als „Produkt sozialer Praxis“ gesehen, d. h., der Raum wird durch soziale Akteure und Bedeutungen hergestellt (Groth 2018: 34). Schon „die Wahl einer bestimmten Kneipe (z. B. Arbeiterkneipe, Szenekneipe usw.) kann als Identitätssignal interpretiert werden.“ (Reinhardt 2006: 112)
Bei der Untersuchung des Alkoholkonsums wurden im Sinne von Litau (2017: 16) individuelle und soziale Aspekte beachtet. In Anlehnung an Schaller et al. (2022: 114ff.) wurden folgende Faktoren berücksichtigt:
- Alkoholmenge in Bezug auf die Zeit des Alkoholkonsums,
- das Verhalten vor, während und nach dem beobachtbaren Alkoholkonsum und
- Konsequenzen des Alkoholkonsums.
Vor diesem Hintergrund wurden für die Beobachtung von Kneipensituationen leitende Fragen formuliert:
- Wie stellt sich das Setting „Kneipe“ dar und wie verläuft der Alkoholkonsum innerhalb eines Kneipenbesuchs?
- Wird allein oder in Gesellschaft getrunken?
- Wie wird mit wem kommuniziert?
- Wie gehen Menschen damit um, Alkohol zu konsumieren oder auch abzulehnen?
- Wie verändert sich beobachtbares Verhalten von alkoholkonsumierenden Menschen im Verlauf eines Kneipenbesuchs?
- Gibt es Unterschied zwischen verschiedenen Kulturen?
Als Methodik wurde die teilnehmende Beobachtung in Anlehnung an Schütze (1994) eingesetzt. „Der unschätzbare Vorzug von Beobachtungen ist, dass diese es ermöglichen, das Handeln von Menschen in natürlichen Situationen, also gerade nicht unter Laborbedingungen, zu erfassen. Als paradigmatisches Vorbild fungiert hier die von Alfred Schütz beschriebene Rolle des Fremden. Denn gerade der distanziert-befremdende Blick ermöglicht das Erfassen der kulturspezifischen Regeln der jeweiligen Lebenswelt.“ (Olbrecht 2021: 396)
Folgende Untersuchungsschritte wurden vollzogen:
Schritt 1: Mit dem distanziert-befremdenden Blick wurden die sozialen Situationen der trinkenden Akteure systematisch erfasst, ausgewertet und für die jeweilige Kneipe beschrieben.
Schritt 2: Es wurde ein Vergleich zwischen den sozialen Räumen bzw. Kulturräumen in Kneipen Australiens, Deutschlands, Österreichs, Portugals und Singapurs gezogen.
In Anlehnung an die Erfahrungen von Ullrich & Oetting-Roß (2021: 467f.) wurden die Beobachtungen wie folgt vorgenommen:
- verdeckt mittels Notizfunktion eines Smartphones,
- gering strukturiert entlang erster ausgewählter Kategorien aus der Literatur.
- Der Grad der Teilnahme des Beobachters ist gering, um die Gelegenheit zur Aufzeichnung zu nutzen.
Der Vorteil dieses Vorgehens liegt in der Offenheit, die kulturellen Besonderheiten in der Kneipe zu erfassen und sich zugleich nicht in der Vielzahl der Informationen des komplexen Raumes einer Kneipe zu verlieren (ebd.). In Anlehnung an Groth (2018) wurden folgende Kategorien berücksichtigt:
- Nähe und Distanz zwischen der Bedienung und den Gästen sowie unter den Gästen
- Sprache: Ausdruck und Lautstärke
- Gruppenbildungspraktiken
- Art der verzehrten Getränke
- Anzahl der konsumierten Getränke
- Preiskonzept der Kneipe
- Weiteres wie Musik, Licht, Luft, Besonderheiten des Raumes
Weitere Kategorien, die eingeflossen sind:
- In Anlehnung an die Definition einer Kneipe wurde betrachtet, ob in der Kneipe eher Gäste aus der Nachbarschaft oder eher Zugereiste wie Touristen bewirtet wurden.
- Öffnungszeiten der Kneipen wurden verglichen.
- Die Besucher:innenzahlen wurden hinsichtlich eines abendlichen Verlaufes im Beobachtungszeitraum erfasst.
- Erfasst wurde auch der Beikonsum zum Alkoholkonsum.
Des Weiteren werden die Beobachtungen ergänzt durch Fotos vom Kneipengebäude, des Kneipenraumes, der Getränkekarte und durch Verzehrbons.
Die Auswertung der Beobachtungsprotokolle erfolgte nach der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2022) in folgenden Schritten:
- Codierung des Protokolltextes mit Hilfe von MaxQDA
- Aus den Codes wurden weitere passende Kategorien abgeleitet und auf die leitende Forschungsfrage zum interkulturellen Vergleich von Trinkkulturen bezogen.
Um einen interkulturellen Vergleich der Trink- und Kneipenkultur vorzunehmen, wurden fünf Länder berücksichtigt (siehe Abb. 1) .

Abbildung 1: Beobachtungen in fünf unterschiedlichen Kulturräumen (Eigene Darstellung)
Diese Auswahl muss als schmaler Ausschnitt unterschiedlicher Kulturräume verstanden werden. Die Untersuchung erhebt dementsprechend keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist vielmehr ein Versuch, das Thema „Trink- und Kneipenkultur“ als gesellschaftliches Phänomen in einem interkulturellen Ansatz überhaupt zu beschreiben.
Die in die Studie einbezogenen Kneipen mussten folgende Kriterien erfüllen:
- Ort, der alkoholische Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle anbietet
- Ort, der zu einem geselligen Beisammensein einlädt.
- Ort, der ein Treffpunkt ist, an dem Stammgäste sitzen oder stehen, trinken und reden
- Ort mit einem Tresen, der zentral den Raum bestimmt, und mit einer überschaubaren Zahl an Sitzgelegenheiten und Tischen
- Ort mit einer Wirtin oder einem Wirt hinter dem Tresen, die oder der die Stammgäste kennt
- Ort, an dem sich die lokalen Nachbarn als Stammgäste treffen
- Ort, der primär Getränke anbietet und nicht primär als Speiselokal dient
Das grundsätzliche Setting einer Kneipe kann mit Hilfe der genannten Kriterien unabhängig vom Kulturraum bestimmt werden. Dadurch ist der Untersuchungsrahmen für die vorzunehmenden Beobachtungen festgelegt.
Ergebnisse der Studie
Nachfolgend werden Ergebnisse der Untersuchung zunächst als kurze Länderüberblicke und dann übergreifend vorgestellt. Insgesamt wurden 21 Kneipen in die Untersuchung einbezogen, davon in Australien zehn, in Deutschland drei, in Österreich eine, in Portugal sechs und in Singapur eine. In Portugal wurden zudem zwei Kneipentouren beobachtet (in Lissabon mit je vier Kneipen pro Tour, also insgesamt acht Kneipen), und in St. Pölten, Österreich, wurde zusätzlich ein Kneipenfest („Beiserl-Fest“, Informationen unter https://www.beislfest.at/) mit 20 Kneipen beobachtet. In die Analysen einbezogen wurden zunächst die erstgenannten 21 Kneipen, da hier über einen längeren Zeitraum Beobachtungen gemacht werden konnten. Die Kneipentouren finden in den Analysen separat Berücksichtigung.
Anhand der oben dargestellten Leitfragen wurden in den einzelnen Ländern folgende Beobachtungen gemacht:
Australien
- Nähe & Distanz:
Die Bedienung ist meist locker, freundlich und vertraut. Es entsteht schnell eine vertraute Atmosphäre. Auch unter den Gästen herrscht eine geringe soziale Distanz, man kommt leicht ins Gespräch, vor allem am Tresen. - Sprache:
Die Sprache ist umgänglich, humorvoll, teils sehr derb. Der Umgangston ist laut, aber nicht aggressiv, und häufig gibt es einen Slang. Häufiger werden Gäste untereinander oder im Wortwechsel mit vorbeigehenden Personen lauter. - Gruppenbildung:
Die Gruppenbildung ist stark ausgeprägt, oft sitzen Freundesgruppen zusammen. Es zeigt sich eine Durchlässigkeit der Gruppen, da Gäste häufig ihnen fremde Personen einladen, sich anzuschließen („mate“-Kultur). - Getränke:
Es wird oft Bier getrunken, insbesondere das Craft Beer. Beliebt sind hochgärige Biere wie Pale Ales und IPAs. Cider ist ebenfalls gängig. Cocktails werden selten getrunken. - Konsumierte Menge:
Der Alkoholkonsum ist eher hoch. In Gruppen werden oft mehrere Runden bestellt und jede/r bezahlt abwechselnd eine oder mehrere Runden für die ganze Gruppe (Ritual: „Shouting“). - Preiskonzept:
Die Getränkepreise sind hoch (Bier zwischen 8 und 12 AUD = zwischen 4,50 und 7 Euro). Trinkgeld wird selten erwartet. Es ist oft Selbstbedienung üblich, d. h., die Getränke werden von den Gästen am Tresen bestellt und abgeholt.
Deutschland
- Nähe & Distanz:
Die Bedienung ist oft freundlich-distanziert. In traditionellen Kneipen herrscht eine klare Trennung zwischen Personal und Gästen. Zwischen den Gästen variiert die Nähe je nach Region, in städtischen Räumen ist es eher reserviert, im ländlichen Raum offener. - Sprache:
Die Sprache ist direkt, teils rau. Die Lautstärke ist moderat bis laut, Letzteres insbesondere in geselliger Runde. - Gruppenbildung:
Die Gruppen sind oft stark abgeschottet. Es dominiert eine Stammtischkultur. Neue Gäste werden nicht automatisch integriert. - Getränke:
Klassische Getränke sind Pils, Helles und Weizen. Auch Schnäpse zum Bier („Kurze“) sind üblich. - Konsumierte Menge:
Der Alkoholkonsum ist mittel bis hoch, abhängig vom sozialen Rahmen. Drei bis sechs Biere pro Person sind beim Besuch der Kneipe nicht ungewöhnlich. - Preiskonzept:
Der Alkohol in der Kneipe ist vergleichsweise günstig. Ein Bier kostet meist 3 bis 5 Euro. Trinkgeld (5 bis 10 Prozent) wird erwartet. Die Bedienung am Tisch ist üblich.
Österreich
- Nähe & Distanz:
Es ist ein höflicher, distanzierter Umgang zu beobachten. Die Bedienung agiert professionell, selten kumpelhaft. Zwischen Gästen gibt es eine moderate Distanz. Die Integration von Fremden in Gruppen ist seltener. - Sprache:
Die Sprache ist höflich bis ironisch. Die Lautstärke ist gemäßigt. Dialekte (v. a. Wienerisch) sind oft präsent. - Gruppenbildung:
Häufig sitzen kleine Gruppen zusammen, oft Freundeskreise oder Paare. Eine offene Gesprächsaufnahme ist eher selten. - Getränke:
Neben Bier werden häufig auch Weißwein (besonders Grüner Veltliner), „Spritzer“ (Weißweinschorle) und Kaffee konsumiert. Schnaps spielt weniger eine Rolle als in Deutschland. - Konsumierte Menge:
Die Alkoholkonsummenge ist eher moderat. Ein längerer Aufenthalt mit wenigen Getränken ist üblich. Zwei bis vier Getränke werden pro Person an einem Abend getrunken. - Preiskonzept:
Die Preise für alkoholhaltige Getränke sind günstig. Bier kostet zwischen 3,50 und 4,50 Euro, Wein und Spritzer ebenso. Ein Trinkgeld (10 Prozent) ist üblich.
Portugal
- Nähe & Distanz:
Die Bedienung ist oft herzlich und persönlich. Gäste kommen schnell ins Gespräch, sowohl mit dem Personal als auch untereinander. Es ist eine hohe soziale Nähe festzustellen, v. a. in kleineren Kneipen. - Sprache:
Die Sprache ist lebendig, emotional und oft lautstark. Es ist häufiges Lachen zu hören. Gespräche sind oft laut. Der Umgangston ist in der Regel freundlich. - Gruppenbildung:
Bestehende Gruppen öffnen sich leicht für neue Personen. Viele Gäste sind auch allein unterwegs, z. B. ältere Männer. - Getränke:
Es wird viel Bier (Super Bock, Sagres, gerne auch in 0,2-Liter-Flaschen) und Vinho Verde getrunken. Leichte Getränke dominieren. - Konsumierte Menge:
Es wird nicht viel Alkohol getrunken. Viele Gäste trinken mehrere kleine Getränke über die Zeit ihres Aufenthaltes in der Kneipe verteilt (z. B. zwei bis vier 0,2-Liter-Flaschen Bier). - Preiskonzept:
Die Preise für Alkohol sind niedrig, eine 0,2-Liter-Flasche Bier kostet ab 1,50 Euro. Trinkgeld wird gerne gesehen, ist aber nicht zwingend.
Singapur
- Nähe & Distanz:
Die Bedienung tritt distanziert, höflich und formell auf. Es gibt eine klare Trennung zwischen Servicepersonal und Gästen. Zwischen Gästen kommt es kaum zu spontanen Interaktionen, Gruppen bleiben unter sich. - Sprache:
Englisch dominiert (Singlish ist als Variante zu hören). Die Sprache ist korrekt und zurückhaltend. Die Lautstärke ist niedrig bis moderat. Eine private Atmosphäre wird gewahrt. - Gruppenbildung:
Es sind stark abgeschlossene Gruppen zu beobachten. Außenstehende werden kaum eingebunden. - Getränke:
Es werden teure Importbiere (z. B. Heineken, Asahi), Cocktails und internationale Spirituosen angeboten. Lokale Biere sind kaum verbreitet. - Konsumierte Menge:
Der Alkoholkonsum ist eher gering, bedingt durch hohe Preise und restriktive Gesetze. Ein bis drei Getränke pro Person sind häufiger. - Preiskonzept:
Die Preise für Alkohol sind sehr hoch (Bier 10 bis 15 SGD = 6,60 bis 10 Euro, Cocktails kosten mehr als 20 SGD = 13 Euro). Trinkgeld ist unüblich, da 10 Prozent Service-Charge inkludiert sind. Es gelten strenge Alkoholgesetze (z. B. Verkaufsverbot nach 22:30 Uhr in Geschäften).
Alkoholkonsum und soziale Interaktion in der Kneipe
Die Auswertungen bestätigen, dass die Kneipe in allen Ländern ein nachbarschaftlicher Treffpunkt ist, an dem sich überwiegend untereinander bekannte Menschen treffen. Die Kneipenatmosphäre ist von freundschaftlichen und wertschätzenden Begegnungen geprägt, kann aber auch ein Ort von Konflikten sein. Alkoholkonsum führt nicht zwangsläufig zu Aggressionen. Die Menschen in der Kneipe reden oft zugewandt miteinander, ob sie sich kennen oder nicht. Unter freiem Himmel wird mehr getrunken. Starker Alkoholkonsum führt zu lauten Gesprächen, teilweise kommt es zu schreiend vorgetragenen Äußerungen. Stärker alkoholisiert wird lauter gesprochen, es werden mehr Witze gemacht und es wird lauter gelacht. Starker Alkoholkonsum führt zu Distanzlosigkeit.
Ein vielfältiges Alkoholangebot wird von den Kneipenbesucher:innen auch tatsächlich genutzt, d. h., wenn Bier, Wein, Schaumwein, Spirituosen und Cocktails auf der Getränkekarte stehen, werden diese auch konsumiert, wobei Bier- und Weinkonsum in allen Ländern am häufigsten zu beobachten war. Männer und Frauen wirken alkoholisiert zugänglicher in ihrer Kommunikation. Fremde werden unter Alkoholeinfluss schneller in Gespräche einbezogen. Live-Musik erzeugt Aufmerksamkeit und lässt Alkoholtrinkende öfter zum Glas greifen. Manche Menschen gehen in die Kneipe, um unter anderen Menschen zu sein, teils ohne das Gespräch mit anderen zu suchen, teils um andere Menschen kennenzulernen.
Kneipe ist ein Raum, in dem Menschen zugleich privat und öffentlich zusammenkommen. Kneipe ist kein gesellschaftsfreier Raum, sondern kann als inklusiver Raum gesehen werden, weil dort Menschen mit unterschiedlichsten Merkmalen (u. a. junge und ältere Menschen, Menschen mit unterschiedlicher geschlechtlicher Identität, Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe und kulturellem Hintergrund) zusammenkommen und miteinander kommunizieren. Kneipen weisen unterschiedliche Trinkniveaus auf, d. h., in einigen Kneipen wird mehr Alkohol und in anderen Kneipen wird moderater Alkohol getrunken. In letzterem Fall finden Gespräche zugewandter und intensiver statt. Die Kneipe ist darüber hinaus ein Ort, an dem der Alkoholkonsum kontrolliert wird. Von Wirten wie auch anderen Gästen gibt es Rückmeldungen an Gäste, wenn diese aufgrund des Alkoholkonsums ausfallend werden. Dies ist anders als zu Hause, wo mehr und unkontrollierter Alkohol konsumiert werden kann.
Ergebnisse der geführten Kneipentouren
Weitere Erkenntnisse brachten die beiden geführten Kneipentouren durch Lissabon. Diese starteten an zwei Abenden jeweils um 19 Uhr und führten mit einem ortskundigen Guide durch jeweils vier Kneipen der Stadt. In der jeweils ersten Kneipe gab es Freibier und Sangria, so viel jede/r wollte. Zudem wurden in der ersten Kneipe Trinkspiele durchgeführt. In den folgenden Kneipen gab es je ein hochprozentiges Freigetränk, alle weiteren Getränke mussten selbst bezahlt werden. Die Teilnehmenden kamen allein, zu zweit oder als Gruppe mit vier bzw. fünf Personen. Somit kannte sich der Großteil der Gruppe nicht untereinander, und es wurden neue Kontakte geknüpft.
Besonders erwähnenswert ist die Beobachtung, dass der Alkoholkonsum auf den beiden Kneipentouren hoch war. Eine Person trank bspw. in der ersten Stunde, in der das Alkoholtrinken kostenlos war, zwölf 0,2-Liter-Becher Bier. Des Weiteren wurden höhere Geldbeträge unter Alkoholeinfluss ausgegeben. Eine beobachtete Person gab in einer Kneipe mindestens 30 Euro für sich und weitere 60 Euro für zwei andere Personen aus.
Nachfolgend werden Erkenntnisse aus der Auswertung dieser Kneipentouren aufgeführt:
- Die Kneipentour dient dem Zusammensein und Alkoholtrinken.
- Trinkende motivieren Nicht-Trinkende zum Alkohol trinken.
- Freibier und kostenloser Sangria beschleunigen den Alkoholkonsum in Gruppen.
- Trinkspiele beschleunigen die Aufnahme von Alkohol und „legitimieren“ den Alkoholkonsum.
- Der Alkoholkonsum beschleunigt das Kennenlernen fremder Personen und führt zügig zum Anschein von Vertrautheit zwischen den Teilnehmenden.
- Der eigene Alkoholkonsum und der anderer wird in sozialen Medien gepostet.
- Im Zuge der Kneipentour werden teilweise höhere Geldbeträge ausgegeben.
- Die zunehmende Alkoholisierung beeinträchtigt koordinative Abläufe wie z. B. die Aufnahme von Alkohol, ohne diesen zu verschütten.
- Alkohol führt zum Abbau sozialer Hemmungen. Auch fremde Personen, die teilweise zufällig des Weges kommen, werden vertrauensselig einbezogen.
In Verbindung mit den zuvor dargestellten länderspezifischen Ergebnissen der Beobachtungen in den Kneipen lässt sich kulturübergreifend feststellen:
- Die zunehmende Alkoholisierung fördert gemeinsame Ausgelassenheit.
- Zigaretten und Alkohol wie auch teilweise Cannabis (öfter in Portugal beobachtet) werden häufig zusammen konsumiert.
- In Kneipen steht auf allen Tischen Alkohol. Nicht alkoholische Getränke werden nicht bzw. nur selten getrunken.
- Kneipen ziehen durch ihre räumliche Gestaltung, ihr Getränkeangebot, die Musik und die Nachbarschaft eine bestimmte Klientel an.
Diskussion und Ausblick
Die Untersuchung der Trinkkultur im Setting Kneipe stand im Fokus der vorgestellten Studie. Die Trink- und Kneipenkultur basiert auf gesellschaftlichen Normen und historischen Entwicklungen (Bales 1964, Dollinger & Schmidt Semisch 2007, Hein 2024, Heinz & Daedelow 2021, Imgrund 2020). Die empirischen Befunde geben Hinweise auf Unterschiede in den Trinkkulturen. Während Australien und Portugal besonders durch soziale Offenheit und lockere Trinkrituale auffallen, zeigen Deutschland und Österreich eine tief verwurzelte, traditionelle Kneipenkultur mit teils formellen Strukturen. Singapur hebt sich ab: Alkohol ist dort eher Luxusgut als Alltagskultur. Die Beobachtungen verdeutlichen, wie stark lokale Gepflogenheiten, gesetzliche Rahmenbedingungen und soziale Normen das Kneipenleben prägen.
In vielen Punkten gleichen sich die Trink- und Kneipenkulturen der berücksichtigten Länder. Das Material aus den Beobachtungen zeigt, dass die Kneipe als Treffpunkt im sozialen Nahraum der Nachbarschaft fungiert. Sie ist Treffpunkt, um Bekannte und Freunde zu sehen, zu denen oft auch die Wirte gehören, da sie ihre Gäste oft kennen. Alkoholische Getränke gehören für die meisten Gäste in Kneipen dazu, und es wird in allen Ländern auch überwiegend Alkohol getrunken. Trotz zum Teil erheblicher alkoholischer Mengen wurden in dieser Studie nur selten alkoholbedingte Ausfälle beobachtet. Dies deckt sich mit Erkenntnissen aus anderen Studien wie z. B. von Hein (2024) und Heinz & Daedelow (2021).
Die Beobachtungen bestätigen: „In der Gesellschaft herrscht eine weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol vor.“ (BMG 2024) Es bleibt offen und somit weiter zu untersuchen, ob Geselligkeitsverhalten im Vergleich mit und ohne Alkoholkonsum unterschiedlich ausfällt. Unterschiede ließen sich bspw. in einer alkoholfreien Kneipe vs. eine Kneipe mit alkoholischen Getränken oder einem alkoholfreien Biergarten versus einen Biergarten mit alkoholischen Getränken beobachten. Beispiele für alkoholfreie Kneipen gibt es mittlerweile, so u. a. die alkoholfreie Kneipe „nüchtern“ in Berlin (https://nuechtern.berlin/pages/uber-uns-neu) und der erste alkoholfreie Biergarten in München, „Die Null“ (https://www.dienull-muc.de/). Von der Vision „Nüchtern ist das neue Normal“ sind wir im Setting Kneipe jedoch noch weit entfernt. Es sollte weiterhin Ansatz der Alkoholprävention sein, deutlich zu machen, dass jeglicher Alkoholkonsum gesundheitsschädlich sein kann und es auch im Setting Kneipe gesündere Alternativen gibt (Tielking & Rabes 2024).
Wenn die Trink- und Kneipenkultur in der Gesellschaft weiterhin fest verankert sein wird, so wie es Hoffmann & Kliem (2020) zu den Trends der Trinkkultur beschreiben, dann steht vor allem die Frage im Mittelpunkt: Wie kann eine Gesellschaft in der Trink- und Kneipenkultur den alkoholfreien Konsum erfolgreich verankern? Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sollen dazu beitragen, diese Frage zu beantworten und Maßnahmen für die Präventionsarbeit zu entwickeln. Dafür kann das Forschungsfeld noch ausgeweitet werden auf Formen von Trinkkultur in anderen Settings wie z. B. bei Sportveranstaltungen, auf Dorf- und Stadtfesten oder auf Festen im privaten Rahmen.
Kontakt:
Prof. Dr. Knut Tielking
Hochschule Emden/Leer
Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Constantiaplatz 4
26723 Emden
knut.tielking(at)hs-emden-leer.de
Angaben zum Autor:
Prof. Dr. Knut Tielking ist Professor für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Sucht- und Drogenhilfe an der Hochschule Emden/Leer, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit.
Literatur:
- Bales, R. F. (1946): Cultural differences in rates of alcoholism. In: Quarterly Journal of Studies on Alcohol, 6: 480-499.
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2024): Alkohol. Berlin: BMG. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol (Stand 23.04.2024).
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2022): Ziele moderner Suchtprävention. https://www.bzga.de/programme-und-aktivitaeten/suchtpraevention/ (Stand 24.04.2024).
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) (2025): Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol“. Hamm: DHS.
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) (2023): Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol. Hamm: DHS. https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/WK_der_DHS_-_Empfehlungen_zum_Umgang_mit_Alkohol.pdf (Stand 23.04.2024).
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) (2022): Süchte. Hamm: DHS. www.dhs.de/suechte (Stand 24.04.2024).
- Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA Bundesverband) (2024): Anzahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Gastgewerbe. Berlin: DEHOGA. https://www.dehoga-bundesverband.de/zahlen-fakten/anzahl-der-unternehmen/ (Stand 25.04.2024).
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